こんにちは。- Konnichiwa! Mit einem fröhlichen "Hallo" und vielen neuen Bildern und Eindrücken melde ich mich zurück. Wie schon im letzten Eintrag erwähnt, war am ersten Novemberwochenende an der Reitaku Universität ein Kulturfest. Und ich muss sagen: Da wurde echt was auf die Beine gestellt! Mir kam es so vor, als wären so ziemlich alle 2000 Studenten an den Vorbereitungen beteiligt gewesen. Alle gemeinsam haben zwei Tage lang geschleppt und geschraubt, um letztendlich ein gelungenes Fest feiern zu können. Hier werden zu so einem Anlass nicht nur einfach ein paar Plakate gedruckt, sondern per Hand verschiedenste Dekorationen gezaubert. Dazu gehörten nicht nur im Dunkeln funkelnde Laternen, sondern auch eine selbst zusammen geschraubte Kinderrutsche mit demselben Bild des Maskottchens wie ihr es auf der Hauptbühne seht.
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Das kleine Orchester "Sunny Gates" auf der Hauptbühne |
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Werbung für den Mochi-Stand |
Neben einem Flohmarkt und der Hauptbühne, auf der beispielsweise Bauchtanz, A capella Gesang und Hip Hop zu bewundern waren, gab es um die 40 verschiedene Stände mit Leckereien aus Asien, die dort live von Studenten zubereitet wurden. Drum herum standen dazu meist noch ein paar "Marktschreier", die lauthals ihr Spezialitäten verkündeten. Das reicht natürlich noch nicht, um die an solch eine Schreikulisse (gibt es auch gern mal in Einkaufszentren) gewöhnten Gäste anzulocken. Von nahezu jedem Stand liefen ein paar wandelnde Werbeplakate herum, manche davon in den ulkigsten Kostümen. Die Kyūdō-Gruppe hat zum Beispiel den Zielscheibenkopf kreiert, um auf sich aufmerksam zu machen.
Am Freitag wurde auch die englische Theatergruppe der Uni aktiv. Aufgeführt wurde "Les Misérables" von Victor Hugo. Es hat schon etwas sehr Globales, wenn Deutsche ein von Japanern auf Englisch aufgeführtes Theaterstück sehen, das auf einem französischen Roman beruht ;-) Und die Aufführung hat mich echt beeindruckt! Die schauspielerische Leistung einiger Studenten war sehr bemerkenswert und wurde durch passendes Make-Up, Kostüme und Kulissen noch unterstützt. Ganz großes Lob!
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Deutsches Bier ;-) |
Ein weiteres großes Lob geht an die Betreiber des Deutschen Café's! Sie waren teilweise deutscher als wir Deutschen - ich für meinen Teil hab jedenfalls noch nie ein Dirndl getragen ;-) Aber das ist eben das deutsche Image, wodurch auch alles schön mit blau-weißen Tischdecken dekoriert war... Dazu noch ein paar schwarz-rot-goldene Girlanden und ein Bild der Maus (ja, genau die mit der eigenen Sendung, leider ohne blauen Elefanten) und schon konnten fleißig ungefähr acht Wein- und sieben Bier-Sorten verkauft werden. Aufs Essen hab ich da irgendwie nicht geachtet, sorry...^^ Trotz ziemlich stolzer Preise hatten sich bald viele Japaner vor dem Stand aufgereiht. Sie wissen eben, was gut ist ;-) Da konnten Heiko und ich uns glücklich schätzen, dass wir auch in den Genuss kommen durften.
Trotzdem haben wir uns am Sonntag dafür entschieden, das finale Feuerwerk zu verpassen und stattdessen mal wieder einen Ausflug nach Tokyo zu machen. Das wird so schnell ja auch nicht langweilig!
An diesem Tag waren wir in Roppongi. Das Viertel ist eigentlich für sein Nachtleben bekannt. Wer am Tage da ist wie wir, kann moderne Architektur bewundern. Zum Beispiel waren wir in der Tokyo Midtown, wo sich unter anderem das Ritz Carlton Hotel befindet. Ungefähr dieselbe Preisklasse wie dieses Nobelhotel hatten auch die Geschäfte...
Was aber viel wichtiger ist: Wir sind endlich an einer kleinen Spielhalle vorbei gekommen, in der mal Fotoautomaten standen, die nicht von Dutzenden Japanern belagert waren. Wer meint, dass Fotoboxen in Deutschland schon witzig sind, muss unbedingt einmal eine "Purikura" ausprobieren. An diesen Maschinen kann man Fotoaufkleber machen. Aber nicht einfach irgendwelche. Auf den Schnappschüssen sieht wirklich JEDER aus, als hätte er babyzarte Haut und Kulleraugen. Außerdem gibt es tausende verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten mit lustigen Hintergründen, Sprüchen, Stempeln und so weiter. Das Ergebnis seht ihr ja...
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Wasserfall auf den Roppongi Hills |
Als wir genug gelacht hatten, sind wir dann weiter gegangen zu den Roppongi Hills. Das ist ebenfalls ein sehr modern gestalteter Gebäudekomplex. Auch dort gibt es jede Menge überteuerte Läden. Und diesen reißenden Wasserfall, vor dem ich zwecks Fotografie todesmutig balanciert bin - Dass er direkt dahinter in einen 5 Zentimeter tiefen Graben mündet, muss ich ja keinem erzählen...ups, zu spät ;-)
Von den Roppongi Hills aus hatte man auch schon einen ganz schönen Blick auf den Tokyo Tower, der später noch unser Ziel werden sollte.
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Im Hintergrund: Tokyo Tower |
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Sakura - Kirschblüten |
Da der Tag jedoch noch jung war, sind wir kurzer Hand zu Fuß gegangen. Dabei entdeckt man ja doch mehr als in stickigen U-Bahnen! Dadurch hab ich inzwischen sogar ein bisschen Sympathie für die Großstadt entwickelt. Wenn man mal von Menschenmassen, Hochhäusern und Verkehrslärm absieht, gibt es sogar ein paar schöne Fleckchen inmitten des ganzen Trubels. Für mich zählen dazu vor allem die Parks, die es hier immerhin gibt (im Gegensatz zu Kashiwa, wie ich schon öfter geschrieben hab...). Den Shiba Park fand ich ganz besonders schön. Dieser hat sozusagen zwei Etagen, die durch Treppen verbunden sind und dank hohen Bäumen ein wenig abgeschirmt liegen. Dort haben wir sogar unsere ersten Kirschblüten gesehen, für die Japan ja bekannt ist. Allerdings blühen die Bäume eigentlich im April/Mai... Zu dieser Zeit kann man dann im Park bestimmt gut am "Hanami" (Kirschblüten sehen) teilnehmen mit der schönen Kulisse des Tokyo Towers im Hintergund.
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Im Inneren des Zōjō-Tempel |
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Jizō-Statuen |
Gleich nebenan liegt der Zōjō-Tempel inmitten einer großen Anlage mit verschiedensten Gebäuden und Hallen für zeremonielle und administrative Zwecke. Dieser Tempel mit seiner Größe war für mich bisher das schönste der unzähligen religiösen Bauwerke. Auch, wenn das Original (anno 1393) schon lang nicht mehr steht. Das wieder erbaute Gebäude stammt aus dem Jahr 1974. Sicherlich ist auch die Dekoration nicht wirklich aus Gold. Trotzdem wirkt das Ganze erst mal gewaltig mit den schimmernden Säulen! An den Seiteneingängen standen jeweils große Trommeln und weitere Buddha-Statuen. Außerdem wehte von draußen der Duft von Räucherstäbchen herein, welcher in großen Tempelanlagen eigentlich nicht fehlen darf. Auf dem Gebiet standen außerdem noch unzählige Jizō-Statuen. Jizō ist der Schutzgott der Kinder und ihrer Seelen. Die Mützchen wurden den Statuen von Eltern verstorbener Kinder aufgesetzt und sollen dafür sorgen, dass ihre Seelen Ruhe finden. So hat jede Kultur ihre eigene Art, mit dem Tod umzugehen...
So langsam neigte sich der Tag dem Ende zu und es wurde Zeit, unsere Verabredung einzuhalten. Gemeinsam mit einem Kommilitonen von Heiko, der gerade ein Praktikum in Tokyo macht, sind wir hinaufgefahren auf den Tokyo Tower, den wir schon den ganzen Tag lang von Weitem gesehen hatten. Der Turm sieht aus wie der Eiffelturm in rot, ist mit 333 Metern aber 13 Meter höher. Die höchste Aussichtsplattform liegt auf einer Höhe von 250 Metern. Das folgende Bild wurde jedoch vom unteren Deck (150 Meter) aus aufgenommen. Um ganz nach oben zu gelangen, musste man so lang am Fahrstuhl warten, dass es längst dunkel bzw. von Großstadtlichtern hell erleuchtet war. Aber dieser Sonnenuntergang war auch schon sehr sehenswert!
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Die Sonne verschwindet hinter dem Fujiyama. |
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DIE Wurst |
Auf dem Rückweg zum Bahnhof, an dem es dann wieder Abschied nehmen hieß, sind wir noch an einer Kneipe vorbei gekommen mit dem Namen Franziskaner bzw. "Die Wurst" - sogar mit Lautumschrift in japanische Katakana "ディ ヴルスト" :-) Was schließen wir daraus? Japaner mögen deutsche Wurst und deutsches Bier! :-) Und Weihnachten - schon jetzt haben wir nicht nur diesen kleinen Weihnachtsbaum gesehen, sondern auch einen ca. 15 Meter hohen dekorierten Baum vor dem Tokyo Tower. Klar: Hier ist alles toll, solang es blinken und glitzern kann! Bestimmt kann ich euch bis Weihnachten noch die ein oder andere witzige Dekorationsidee zeigen.
Aber nun heißt es:
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