1. Yuta hat mir erzählt, dass Japaner spät nachts bzw. morgens früh am liebsten Ramen (Nudelsuppe) und nicht Reis essen. Das muss natürlich ins rechte Licht gerückt werden.
2. Ich hab inzwischen nachgelesen, dass Heiko und ich neulich auf den Spuren eines meiner Lieblingsfilme waren. Ein paar Szenen am Ende von "Hanami - Kirschblüten" wurden tatsächlich am Kawaguchi See gedreht. Es könnte ungefähr die Stelle gewesen sein, an der wir auch das Bild von uns beiden vor dem Fuji aufgenommen haben. Fand ich ja toll :-)
Gut, dann kann ich ja jetzt beginnen, euch von meinem kleinen Ausflug nach Nikko zu erzählen. Nikko liegt in der Präfektur Tochigi ca. 180 km nördlich von Tokyo und ist ganz bequem per Bahn zu erreichen. Bekannt ist die Stadt vor allem für ihre Weltkulturerbestätten und den umliegenden Nationalpark.
Shinkyo Bridge |
Abgedeckter Rinno Tempel |
Die Weltkulturerbestätten in Nikko erfordern alle einen Eintrittspreis. Aber mit dem angebotenen Kombi-Ticket bleibt der Besuch dann doch noch erschwinglich. So hab ich mir als Erstes den Rinno Tempel, der ursprünglich aus dem achten Jahrhundert stammt, angesehen. Der wird allerdings gerade renoviert und so wurde mal eben der gesamte Tempel abgedeckt und die Plane mit einem Bild versehen. Damit man sich wenigstens vorstellen kann, was sich dahinter verbirgt. Allerdings war auch die Ausstellung innen drin ein wenig beeinträchtigt, weil man die ganze Zeit an Baugerüsten vorbei gelaufen ist. Was an diesem Tempel nun ausschlaggebend war, ihn zum Weltkulturerbe zu ernennen, ist mir nicht ganz klar geworden...
5-stöckige Pagode |
Der Toshugu Schrein aus dem Jahr 1617 war da schon beeindruckender! Auf dem Weg dorthin stand zunächst eine gewaltige, fünftstöckigie Pagode. Und ein großes Schild zeigte an, dass die Pagode genauso groß ist wie der Tokyo Sky Tree...wenn man vom Meeresspiegel ausgeht, denn Nikko an sich liegt schon recht hoch in den Bergen ;-) Am Toshugu Schrein wurde auch gerade gebaut (noch bis 2019). Aber die wesentlichen Dinge waren zu sehen. Die einzelnen Gebäude schimmern in vielen bunten Farben und auch golden. Viele kleine filigrane Holzschnitzereien zieren die Mauern und Dächer. Am bekanntesten ist ein recht in die Jahre gekommenes kleines Gebäude (Auch sehr cool: Laut Wikipedia ist es "der heilige Pferdestall", weil er früher eben heilige Pferde beherbergte). An diesem Gebäude sind insgesamt acht Holzschnitzereien angebracht, auf denen der Lebensweg eines Menschen symbolisch durch Affen dargestellt ist. Die wichtigste Schnitzerei ist die der "Drei Affen". Diese symbolisieren einen Teil der buddhistischen Lehre und sagen aus, man soll "nichts Böses sehen, nichts Böses sagen und nichts Böses hören". Der Schrein als solcher ist allerdings ein Shinto-Schrein und damit eigentlich vom Buddhismus abgegrenzt. Aber Shinto und Buddhismus existieren hier friedlich nebeneinander, also macht das wohl nichts, dass am Toshugu Schrein Elemente von beidem kombiniert wurden. Außerdem "lebt" im Schrein auch der "brüllende Drache". Das ist eine gewaltige Deckenmalerei von einem Drachen. Und wenn man in deren Halle direkt unter seinem Maul beispielsweise Klanghölzer schlägt, wie es der nette erklärende Mönch tat, dann bewegt es sich ein kleines bisschen...kann aber auch Einbildung gewesen sein ;-)
Toshugu Schrein |
Reichhaltige Verzierungen |
"Nicht Böses sehen, nichts Böses sagen und nichts Böses hören" |
Steinlaternen am Mausoleum |
In meinem Kombiticket war außerdem der Futarasan Schrein enthalten, der der älteste Schrein Nikkos ist, mich aber nicht wesentlich beeindruckt hat. Vielleicht lag es daran, dass so langsam der Mittagshunger aufkam^^ Von einem Sandwich gestärkt war ich dann noch im Taiyuin Mausoleum, das eigentlich zum Rinno Tempel gehört. Es ist das Grabmal von Tokugawa Iemitsu. Dieser war Toshugawa Shogun in der dritten Generation und lebte nach dem Motto "Live a simple life". Das Mausoleum war aber auch sehr reich golden und bunt verziert. Und auf dem ganzen Gelände sowie dem angrenzenden Friedhof standen unzählige große, alte, bemooste Steinlaternen, die ich ja immer wieder cool finde.
Auf der Kanmangafuchi Abyss |
Nachdem ich die Publikumsmagnete in Nikko abglaufen hatte, war ich noch auf der Kanmangafuchi Abyss. Der Weg lag ein wenig abseits am Fluss entlang und so war fast niemand dort unterwegs. Nur eine nette Polin hab ich getroffen, die dann auch mal ein Bild von mir vor den ganzen Jizo-Statuen gemacht hat. Sie hat mir dann noch ein wenig von ihrer zweiwöchigen Urlaubsreise erzählt. Überraschenderweise ist sie auch ohne Japanischkenntnisse recht gut zurecht gekommen. Allerdings hat sie mir auch berichtet, wie sie am Tag zuvor in Nikko in einem Restaurant mit kiefermalmenden Bewegungen und Hand-zum-Mund-führen versucht hat, in einem Restaurant etwas zu essen zu bestellen, weil die Kellnerin "Can I eat something?" nicht verstanden hat - und das Ende vom Lied war dann, dass um 16 Uhr dort nichts zum Essen serviert wurde. Die Arme^^
Nach dem langen Tag war ich von meinem Hotelzimmer sehr positiv überrascht. Ganz anders als japanischer Standard war es platzmäßig sehr sehr großzügig. Und es hatte statt eines Teppichs Tatami-Matten. Der einzige Unterschied zu einem richtigen traditionellen japanischen Hotel (Ryokan) war, dass ich ein richtiges Bett hatte und nicht nur ein Futon auf dem Boden. Das Bad war allerdings gewöhnungsbedüftig. Ursprüglich diente eine Badewanne in Japan nur der Entspannung und nicht der Reinigung. Daher wäscht man sich VOR der Badewanne. Genau dort befand sich also auch die Dusche...und nach dem Duschen war der gesamte Raum von oben bis unten nass^^ Da hab ich dann auch verstanden, warum ich weniger als geplant bezahlen musste und mir gesagt wurde, dass es nach der ersten Nacht keinen Putzservice gibt - Ich würde so eine Sauerei auch nicht jeden Tag sauber machen wollen! ;-) Zum Glück waren Waschbecken und Toilette getrennt von dieser Duschkonstruktion.
Chuzenji See |
Kegon Wasserfall |
Am Folgetag bin ich dann doch in einen Bus gestiegen und zum Chuzenji See hoch in die Berge gefahren. Allein schon die Fahrt war ganz aufregend, weil es in vielen Kurven jeweils auf einer Einbahnstraße hoch- und runterging und drumherum herrliche Berge zu sehen waren. Allerdings wurde die Seilbahn auf eine Bergspitze natürlich gerade inspiziert, sodass ich nicht damit fahren konnte. Aber vielleicht war das auch besser so. Der Wind war an diesem Tag einfach unglaublich stark! (Das war auch die Nachrichten-Sensation des Tages, wie ich später im Hotelfernsehen sah.) So bin ich nur ein wenig am See entlang gelaufen und dann doch recht schnell zum Kegon Wasserfall gegangen. Der prasselt mit Gewalt fast 100 Meter am Berg herunter. Dort lag auch noch ein wenig Schnee. Bei den derzeitigen Temperaturen um die 20°C dürfte der allerdings bald tauen. Dank des Windes war mir dann aber doch frisch und so bin ich recht schnell wieder zurückgefahren nach Nikko und hab mir einen Besuch im Onsen gegönnt.
Ein Onsen ist im Prinzip ein Wellness-Bad, in dem Wasser aus den zahlreichen heißen Quellen Japans genutzt wird. Für ein paar Minuten ist das auch sehr entspannend. Aber bei teilweise mehr als 40°C Wassertemperatur hält man es als ungeübte Europäerin nicht lang aus. Irgendwann hatte ich schon mal geschrieben, dass es im Onsen ganz strikte Verhaltensregeln gibt. Zunächt einmal badet man, Männern und Frauen getrennt, unbekleidet. Und auch dort gilt natürlich: draußen waschen. So duscht man sich zunächst gründlich ab, geht dann ins Onsen und kommt zum Einseifen wieder heraus. Die Japanerinnen neben mir haben sich dann auch noch direkt in der Halle die Zähne geputzt und teilweise sogar rasiert. Ich bin meist nur zum Abkühlen herausgekommen und hab dann bei meinem zwei-stündigen Aufenthalt die drei verschiedenen Becken und die Sauna ausprobiert. Für meine 5€ Eintritt hätte ich aber auch den ganzen Tag bleiben können. Einige schienen das auch zu tun. Jedenfalls schliefen im Aufenthaltsraum einige Japaner laut schnarchend auf Tatami-Matten.
Dekorative Schiebetüren |
Am dritten und letzten Tag meines Aufenthaltes in Nikko stand dann noch der ehemalige Kaiserpalast, Baujahr 1899, auf dem Programm. Zuletzt hielt sich der heutige Kaiser als junger Prinz während des zweiten Weltkrieges in der Villa auf und seit 2000 ist dort ein Museum eingerichtet. Dort gab es viele Erklärungen auf Englisch und es war ganz interessant, die verschiedenen Räume anzusehen. Es gab bestimmt allein 20 Aufenthalträume für "auf Audienz" Wartende, schön getrennt nach Männern und Frauen und nach hohem und niedrigem sozialen Rang. Die Türen waren allesamt reich verzierte Schiebetüren. Und der Bodenbelag hing zum einen von der Kleidung ab, die dort getragen wurde. In den Empfangsräumen trug der Kaiser westliche Kleidung und daher lag dort Teppich. In seinen privaten Gemächern aber gab es Tatami-Boden, weil er dort einen Kimono trug. Zum anderen hingen Bodenfarbe und Material des Teppichs davon ab, welche Leute sich dort aufhielten. In Räumen für den Kaiser war ein aufwändiger Boden in 20 Farben verlegt. In Räumen, die mit der Kaiserin gemeinsam genutzt wurden, hatte der Teppich lediglich vier Farben. Muss der Unterschied denn gleich so groß sein?!^^
Kirche in Nikko |
So, und zum Schluss nun noch die versprochenen Bilder von meinem neuen Wohnheim. Wie ihr seht, sind wir nun nicht mehr komplett von Stacheldraht umschlossen wie im alten. Und die Fläche vorn an der Straße ist auch ganz schön mit Sitzbänken, einem Basketballkorb und Bäumen. Mein Dekorationsproblem hab ich inzwischen gelöst. Allerdings hab ich im Zimmer ein bisschen wenig Ablageplatz, sodass ich mein ganzes Fensterbrett zustellen musste. Glücklicherweise öffnen sich die Fenster hier durch Schieben zur Seite^^
Nachdem ich heute so viel geschrieben hab, werdet ihr nun erstmal eine Weile nichts von mir hören. Am Mittwoch fliegen Heiko und ich nach Okinawa, in die südlichste Präfektur Japans. Es heißt also "ab in den Urlaub" und da sind wir erstmal nicht zu erreichen. Aber Fotos werden ganz sicher folgen!
Bis dahin viele Grüße
Unser neues Wohnheim |
Wohnzimmer mit Esstisch |
Magnetwand am Fußende des Bettes |
Mein kleines Zimmerchen |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen