Montag, 11. März 2013

Das andere Japan 11.03.2013

Am Senso Tempel in Asakusa
In der letzten Woche hat sich mein Bild von Japan ziemlich geändert. Ich würde es nicht als 180-Grad-Drehung bezeichnen, aber doch immerhin als 95-Grad-Drehung ;-) Angefangen hat alles damit, dass mich Chika, die ich bereits aus Jena kannte, fragte, ob ich mit ihr und Freunden nach Asakusa in Tokyo fahren möchte. Na klar! So trafen wir uns in Asakusa mit den Japanern Daichi und Seira und dem Amerikaner John. Und was haben wir gemacht? Eigentlich nichts :-) Also wir waren natürlich beim Senso-Tempel, aber den kannte ich ja schon, und die anderen höchstwahrscheinlich auch. Und ansonsten sind wir eigentlich nur planlos umhergelaufen^^ Chika sagte, dass sie die Atmosphäre in der Straße zum Tempel mit den ganzen kleinen Verkaufsbuden, die Nakamise-doori, sehr mag. Dort und in der Umgebung haben wir uns ein bisschen umgeschaut. Zum Mittagessen gab es dann Tonkatsu. Das ist quasi wie ein Schnitzel, paniertes Schweinefleisch, aber mit verschiedenen Füllungen und schön kleingeschnitten, damit man es mit Stäbchen essen kann.




Ist der Bus nicht niedlich?^^
Käse-Tonkatsu
Mit Chika in Asakusa


Nachts ist die Nakamise-doori
am Tempel menschenleer.






















Danach sind wir noch zur Shopping-Mall am Sky Tree gelaufen und als noch eine weitere Freundin von Chika eingetroffen war, waren wir in einem kleinen Café. Letztendlich kehrten wir in einer Izakaya ein, um etwas zu trinken. Außerdem haben wir zu sechst Purikura gemacht. Und als Chika und ihre Freundin nach Hause gefahren waren, bin ich mit den Jungs noch einmal in eine Izakaya gegangen, in der es eine eineinhalb Stunden Getränke-Flatrate gab. Das gibt es hier ganz oft. Und wenn man sich gut anstellt, trinkt man letztendlich Bier unter dem typischen Ladenpreis^^

Jedenfalls hab ich bei der Gelegenheit von Daichi erfahren, dass am nächsten Tag in Kashiwa ein Live-Konzert stattfinden würde, bei dem auch Seira mit einer Band auftreten sollte. Allein das Wort "Live-Konzert" hat mich sofort fragen lassen, ob wir nicht gemeinsam hingehen wollen. Und als ich den obligatorischen Ablaufplan gesehen hab, war ich schier aus dem Häuschen: Das Ganze sollte tatsächlich von 18.30 Uhr abends bis 4.30 Uhr morgens passieren! Bisher hatte ich eher so den Eindruck, dass alle spaßigen Sachen spätestens um 22 Uhr enden und der typische japanische Jugendliche maximal dann noch ein Bier trinken geht. Aber so richtig ausgehen? Nachts? Da war ich schon sehr gespannt!

Live-House in Kashiwa
So traf ich mich am folgenden Tag mit Daichi in Kashiwa. Zunächst haben wir uns ein Bierchen aus dem Convinience-Store gegönnt. Später im Club sollten alle Getränke fünf Euro kosten und nach den zehn Euro Eintritt durfte man auch nicht mehr raus. Angefangen hat dann alles eher ruhig. Zunächt traten zwei Komiker auf, denen ich aber mangelnder Sprachkenntnis nicht wirklich folgen konnte bei ihrem schnellen Gebrabbel. Dann sangen verschiedene A-Capella Gruppen der Reitaku Universität. Bei der Gelegenheit hab ich zumindest verstanden, dass der Anlass des Konzertes der bevorstehende Abschluss von einigen Studenten war. In Japan beginnt und endet das Studienjahr nämlich im April. So gegen 21.30 Uhr ging es dann richtig los mit Rock-Musik! Es wirkte, als hätte wirklich jede Studentenband der Uni ihre Chance gehabt, an diesem Abend aufzutreten. Daher spielte jede Band auch nur ca. drei Lieder. Aber die meisten fand ich sehr sehr gut! Und auch die Stimmung war klasse! Je später der Abend wurde, umso mehr Japaner begannen zu tanzen. Ich hatte tatsächlich ein bisschen das Gefühl, auf einem Konzert in Deutschland zu sein. Die größten Unterschiede waren die vielen (eigentlich ausschließlichen) asiatischen Gesichter und der Kleidungsstil. Mit Springerstiefeln und Nietengürtel hab ich niemanden gesehen, auch nicht viele Band-T-Shirts. Aber Schnappsleichen gabs auch ;-) Ok, ein weiterer Unterschied war dann noch, dass der Höhepunkt des Abends der Auftritt der Seilspringer war. Das scheint hier eine Art Volkssport zu sein, den Mädchen wie Jungen sehr intensiv betreiben. Und die leichtfüßigen Bewegungen zu schneller Musik sehen auch aus wie eine Tanz-Performance! Danach kam dann noch ein Hip-Hopper und dann wurde noch Musik zum Tanzen aufgelegt. Ich muss zugeben, dass ich gar nicht mehr gewöhnt war, nachts auszugehen! Deshalb hab ich auch ab ca. 3 Uhr friedlich auf einem Sofa gedöst, bis wir dann um 5 Uhr früh den Club verlassen mussten. Nach Hause gehen konnte ich nachts nicht. Zum einen fahren keine Bahnen und zum anderen gibt es in meinem Wohnheim ja eine "Schließzeit" von 0 bis 6 Uhr morgens. Und bei dem ganzen technischen Schnick-Schnack hier wäre es bestimmt ein Leichtes, einen großartigen Alarm einzubauen, falls jemand in dieser Zeit die Eingangstür öffnet. Ausprobieren wollte ich das lieber nicht. Also konnte ich auch um 5 Uhr noch nicht nach Hause gehen und so gingen wir noch frühstücken. Zugegebenermaßen hab ich auch einige Konzertbesucher im McDonalds gesehen. Aber die meisten gingen wie wir in eines der typisch japanischen Ketten-Restaurants, in denen man Curry oder Reis mit verschiedenen Beilagen bekommt. Was dem Deutschen sein Burger/Döner nach einer langen Nacht ist, ist dem Japaner sein Reis :-) So hab ich es tatsächlich zum ersten Mal geschafft, morgens im Hellen heimzukommen, und das auch noch unter der Woche! Hoffentlich gibt es bald mal wieder ein Konzert!

Auftritt von Seira's Band
Seilspring-Performance


















Und nachdem ich davon schon sehr sehr gute Laune hatte, hab ich dann auch noch ein sehr schönes Wochenende mit Heiko verlebt! Wir haben uns am Kawaguchi See getroffen, der zu den "Fuji 5 Lakes" zählt und ca. acht Kilometer nördlich vom Fujiyama liegt. Und wir hatten sehr großes Glück! An zwei von drei Tagen war der Fuji wunderbar zu sehen. Am Sonntag war es dann so diesig, dass die Umrisse des 3776 Meter hohen Berges nur noch zu erahnen waren. Wir haben aber die beiden klaren Tage ausgiebig genutzt, um verschiedene Ansichten zu bekommen.

Am Kawaguchi See


So sind wir beispielsweise am Kawaguchi See entlang spaziert. Dabei mussten wir feststellen, dass die Stadt drumherum recht ausgestorben wirkte. Viele Läden und Restaurants hatten geschlossen und einige sahen aus, als würden sie gar nicht mehr öffnen. Das Zentrum der Stadt konzertrierte sich rund um den Bahnhof, von dem aus dann jede Menge Touristen-Touren angeboten wurden. Aber wir wollten doch lieber auf eigene Faust losziehen. So entschieden wir uns beispielsweise für den Aufstieg auf den Mt. Tenjo zu Fuß statt mit der Seilbahn. Wir waren recht früh am Morgen unterwegs und weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. So konnten wir ganz ungestört den Blick auf den Fuji von den vielen Aussichtspunkten aus genießen. Aber ganz allein waren wir dann doch nicht! Irgendwann stellten wir fest, dass sich an den bewaldeten Abhängen des Berges ganz gemütlich freilaufende Affen in der Sonne ahlten! Sie ließen sich durch uns nicht stören. Nur ein paar von ihnen liefen ein bisschen weiter den Berg hinab, als sie uns bemerkten. 

Ein bisschen weiter oben war dann auch wieder die Zivilisation eingezogen. An der Station der Seilbahn waren schon die ersten Touristen-Gruppen unterwegs und genossen das Wetter. Wir hatten über 20°C und Sonnenschein! (Ich hab da irgendwas von Schnee in Norddeutschland gehört...^^) Aber irgendwann haben wir unser Sonnenplätzchen dann doch wieder verlassen, um noch einen weiteren kleinen Spaziergang zu machen.

Blick auf den See
Da ist er! :-)


Wir sind nämlich noch zum Fuji-Q Highland gelaufen, einem Freizeitpark mit vielen großen Achterbahnen vor der Kulisse des Fujiyama. Allerdings sahen die Achterbahnen nicht danach aus, als könnten wir nach der Fahrt den Tag noch groß genießen. Da wir nicht vorhatten, das schöne Wetter über der Kloschüssel zu vertrödeln, haben wir nur einen Basis-Eintritt in den Park bezahlt und mussten dann drinnen die Fahrten einzeln bezahlen. Also haben wir uns zwei ausgesucht und mit der Wildwasserbahn und einer runden Art Schiffsschaukel eine sehr gute Wahl getroffen. Manche Japaner waren sogar auf der künstlich angelegten Eislaufbahn, die noch bis Mitte März steht - die sind beim Stürzen dann natürlich klitschnass gewesen! Der Park an sich war relativ schmucklos, ganz anders als beispielsweise Disney Sea. Vielleicht liegt es da dran, dass der Publikumsmagnet der Fuji ist und es ohnehin nicht viele Attraktionen für Kinder gibt, sondern eher für lebensmüde Erwachsene, die ihren Mut bei halsbrecherischen Fahrten beweisen müssen...Für uns war das Zusehen schon Nervenkitzel genug! 

Im Fuji-Q Highland
Deko an der Wildwasserbahn


Und ohnehin war das Highlight des Wochenendes ja der klare Anblick des Fuji, der laut Wikipedia für viele als einer der schönsten Berge der Welt gilt, weil er so schön symmetrisch ist...Ich hab mich jedenfalls noch nicht sattgesehen.

Und weil ich jetzt müde bin, nur noch ein einfaches "Tschüssi" :-) 

(Und ein letztes Mal mein heutiges Lieblingswort: "Fuji"^^)

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