Montag, 18. März 2013

Ausflug nach Nikko 18.03.2013

Beginnen werde ich heute mit zwei kleinen Nachträgen zu meinem letzten Eintrag:

1. Yuta hat mir erzählt, dass Japaner spät nachts bzw. morgens früh am liebsten Ramen (Nudelsuppe) und nicht Reis essen. Das muss natürlich ins rechte Licht gerückt werden.

2. Ich hab inzwischen nachgelesen, dass Heiko und ich neulich auf den Spuren eines meiner Lieblingsfilme waren. Ein paar Szenen am Ende von "Hanami - Kirschblüten" wurden tatsächlich am Kawaguchi See gedreht. Es könnte ungefähr die Stelle gewesen sein, an der wir auch das Bild von uns beiden vor dem Fuji aufgenommen haben. Fand ich ja toll :-)

Gut, dann kann ich ja jetzt beginnen, euch von meinem kleinen Ausflug nach Nikko zu erzählen. Nikko liegt in der Präfektur Tochigi ca. 180 km nördlich von Tokyo und ist ganz bequem per Bahn zu erreichen. Bekannt ist die Stadt vor allem für ihre Weltkulturerbestätten und den umliegenden Nationalpark.

Shinkyo Bridge
Weil ich unter der Woche gefahren bin, hatte Heiko diese Mal keine Zeit mich zu begleiten und so zog ich allein los, um mir die Tempel und Schreine anzusehen. Nikko hat an sich ein recht gutes Bussystem. Ich versteh aber nicht, warum ich mit dem Bus fahren wollen sollte, wenn schönes Wetter ist und die Sehenswürdigkeiten auch in einem 30-minütigen Spaziergang erreichbar sind. Dabei sieht man doch viel mehr! Zum Beispiel bin ich so direkt an der "Shinkyo Bridge" vorbei gekommen. (Eigentlich bedeutet "kyou" an sich schon Brücke und daher müsste ich genau genommen "Shin Bridge" schreiben. Aber mit den englischen Übersetzungen nimmt man es hier nicht so genau.) Jedenfalls zählt diese Brücke zu den drei schönsten Brücken Japans und soll die Brücken-Bauweise im Wesentlichen beeinflusst haben. Allerdings ist sie schon lang kein Original mehr, wie so vieles hier in Japan.
Abgedeckter Rinno Tempel

 


Die Weltkulturerbestätten in Nikko erfordern alle einen Eintrittspreis. Aber mit dem angebotenen Kombi-Ticket bleibt der Besuch dann doch noch erschwinglich. So hab ich mir als Erstes den Rinno Tempel, der ursprünglich aus dem achten Jahrhundert stammt, angesehen. Der wird allerdings gerade renoviert und so wurde mal eben der gesamte Tempel abgedeckt und die Plane mit einem Bild versehen. Damit man sich wenigstens vorstellen kann, was sich dahinter verbirgt. Allerdings war auch die Ausstellung innen drin ein wenig beeinträchtigt, weil man die ganze Zeit an Baugerüsten vorbei gelaufen ist. Was an diesem Tempel nun ausschlaggebend war, ihn zum Weltkulturerbe zu ernennen, ist mir nicht ganz klar geworden...
5-stöckige Pagode

Der Toshugu Schrein aus dem Jahr 1617 war da schon beeindruckender! Auf dem Weg dorthin stand zunächst eine gewaltige, fünftstöckigie Pagode. Und ein großes Schild zeigte an, dass die Pagode genauso groß ist wie der Tokyo Sky Tree...wenn man vom Meeresspiegel ausgeht, denn Nikko an sich liegt schon recht hoch in den Bergen ;-) Am Toshugu Schrein wurde auch gerade gebaut (noch bis 2019). Aber die wesentlichen Dinge waren zu sehen. Die einzelnen Gebäude schimmern in vielen bunten Farben und auch golden. Viele kleine filigrane Holzschnitzereien zieren die Mauern und Dächer. Am bekanntesten ist ein recht in die Jahre gekommenes kleines Gebäude (Auch sehr cool: Laut Wikipedia ist es "der heilige Pferdestall", weil er früher eben heilige Pferde beherbergte). An diesem Gebäude sind insgesamt acht Holzschnitzereien angebracht, auf denen der Lebensweg eines Menschen symbolisch durch Affen dargestellt ist. Die wichtigste Schnitzerei ist die der "Drei Affen". Diese symbolisieren einen Teil der buddhistischen Lehre und sagen aus, man soll "nichts Böses sehen, nichts Böses sagen und nichts Böses hören". Der Schrein als solcher ist allerdings ein Shinto-Schrein und damit eigentlich vom Buddhismus abgegrenzt. Aber Shinto und Buddhismus existieren hier friedlich nebeneinander, also macht das wohl nichts, dass am Toshugu Schrein Elemente von beidem kombiniert wurden. Außerdem "lebt" im Schrein auch der "brüllende Drache". Das ist eine gewaltige Deckenmalerei von einem Drachen. Und wenn man in deren Halle direkt unter seinem Maul beispielsweise Klanghölzer schlägt, wie es der nette erklärende Mönch tat, dann bewegt es sich ein kleines bisschen...kann aber auch Einbildung gewesen sein ;-)

Toshugu Schrein
Reichhaltige Verzierungen
"Nicht Böses sehen, nichts Böses sagen und nichts Böses hören"

Steinlaternen am Mausoleum

In meinem Kombiticket war außerdem der Futarasan Schrein enthalten, der der älteste Schrein Nikkos ist, mich aber nicht wesentlich beeindruckt hat. Vielleicht lag es daran, dass so langsam der Mittagshunger aufkam^^ Von einem Sandwich gestärkt war ich dann noch im Taiyuin Mausoleum, das eigentlich zum Rinno Tempel gehört. Es ist das Grabmal von Tokugawa Iemitsu. Dieser war Toshugawa Shogun in der dritten Generation und lebte nach dem Motto "Live a simple life". Das Mausoleum war aber auch sehr reich golden und bunt verziert. Und auf dem ganzen Gelände sowie dem angrenzenden Friedhof standen unzählige große, alte, bemooste Steinlaternen, die ich ja immer wieder cool finde.
Auf der Kanmangafuchi Abyss

 




Nachdem ich die Publikumsmagnete in Nikko abglaufen hatte, war ich noch auf der Kanmangafuchi Abyss. Der Weg lag ein wenig abseits am Fluss entlang und so war fast niemand dort unterwegs. Nur eine nette Polin hab ich getroffen, die dann auch mal ein Bild von mir vor den ganzen Jizo-Statuen gemacht hat. Sie hat mir dann noch ein wenig von ihrer zweiwöchigen Urlaubsreise erzählt. Überraschenderweise ist sie auch ohne Japanischkenntnisse recht gut zurecht gekommen. Allerdings hat sie mir auch berichtet, wie sie am Tag zuvor in Nikko in einem Restaurant mit kiefermalmenden Bewegungen und Hand-zum-Mund-führen versucht hat, in einem Restaurant etwas zu essen zu bestellen, weil die Kellnerin "Can I eat something?" nicht verstanden hat - und das Ende vom Lied war dann, dass um 16 Uhr dort nichts zum Essen serviert wurde. Die Arme^^

 
Nach dem langen Tag war ich von meinem Hotelzimmer sehr positiv überrascht. Ganz anders als japanischer Standard war es platzmäßig sehr sehr großzügig. Und es hatte statt eines Teppichs Tatami-Matten. Der einzige Unterschied zu einem richtigen traditionellen japanischen Hotel (Ryokan) war, dass ich ein richtiges Bett hatte und nicht nur ein Futon auf dem Boden. Das Bad war allerdings gewöhnungsbedüftig. Ursprüglich diente eine Badewanne in Japan nur der Entspannung und nicht der Reinigung. Daher wäscht man sich VOR der Badewanne. Genau dort befand sich also auch die Dusche...und nach dem Duschen war der gesamte Raum von oben bis unten nass^^ Da hab ich dann auch verstanden, warum ich weniger als geplant bezahlen musste und mir gesagt wurde, dass es nach der ersten Nacht keinen Putzservice gibt - Ich würde so eine Sauerei auch nicht jeden Tag sauber machen wollen! ;-) Zum Glück waren Waschbecken und Toilette getrennt von dieser Duschkonstruktion.

Chuzenji See
Kegon Wasserfall

Am Folgetag bin ich dann doch in einen Bus gestiegen und zum Chuzenji See hoch in die Berge gefahren. Allein schon die Fahrt war ganz aufregend, weil es in vielen Kurven jeweils auf einer Einbahnstraße hoch- und runterging und drumherum herrliche Berge zu sehen waren. Allerdings wurde die Seilbahn auf eine Bergspitze natürlich gerade inspiziert, sodass ich nicht damit fahren konnte. Aber vielleicht war das auch besser so. Der Wind war an diesem Tag einfach unglaublich stark! (Das war auch die Nachrichten-Sensation des Tages, wie ich später im Hotelfernsehen sah.) So bin ich nur ein wenig am See entlang gelaufen und dann doch recht schnell zum Kegon Wasserfall gegangen. Der prasselt mit Gewalt fast 100 Meter am Berg herunter. Dort lag auch noch ein wenig Schnee. Bei den derzeitigen Temperaturen um die 20°C dürfte der allerdings bald tauen. Dank des Windes war mir dann aber doch frisch und so bin ich recht schnell wieder zurückgefahren nach Nikko und hab mir einen Besuch im Onsen gegönnt. 

Ein Onsen ist im Prinzip ein Wellness-Bad, in dem Wasser aus den zahlreichen heißen Quellen Japans genutzt wird. Für ein paar Minuten ist das auch sehr entspannend. Aber bei teilweise mehr als 40°C Wassertemperatur hält man es als ungeübte Europäerin nicht lang aus. Irgendwann hatte ich schon mal geschrieben, dass es im Onsen ganz strikte Verhaltensregeln gibt. Zunächt einmal badet man, Männern und Frauen getrennt, unbekleidet. Und auch dort gilt natürlich: draußen waschen. So duscht man sich zunächst gründlich ab, geht dann ins Onsen und kommt zum Einseifen wieder heraus. Die Japanerinnen neben mir haben sich dann auch noch direkt in der Halle die Zähne geputzt und teilweise sogar rasiert. Ich bin meist nur zum Abkühlen herausgekommen und hab dann bei meinem zwei-stündigen Aufenthalt die drei verschiedenen Becken und die Sauna ausprobiert. Für meine 5€ Eintritt hätte ich aber auch den ganzen Tag bleiben können. Einige schienen das auch zu tun. Jedenfalls schliefen im Aufenthaltsraum einige Japaner laut schnarchend auf Tatami-Matten.
Dekorative Schiebetüren

Am dritten und letzten Tag meines Aufenthaltes in Nikko stand dann noch der ehemalige Kaiserpalast, Baujahr 1899, auf dem Programm. Zuletzt hielt sich der heutige Kaiser als junger Prinz während des zweiten Weltkrieges in der Villa auf und seit 2000 ist dort ein Museum eingerichtet. Dort gab es viele Erklärungen auf Englisch und es war ganz interessant, die verschiedenen Räume anzusehen. Es gab bestimmt allein 20 Aufenthalträume für "auf Audienz" Wartende, schön getrennt nach Männern und Frauen und nach hohem und niedrigem sozialen Rang. Die Türen waren allesamt reich verzierte Schiebetüren. Und der Bodenbelag hing zum einen von der Kleidung ab, die dort getragen wurde. In den Empfangsräumen trug der Kaiser westliche Kleidung und daher lag dort Teppich. In seinen privaten Gemächern aber gab es Tatami-Boden, weil er dort einen Kimono trug. Zum anderen hingen Bodenfarbe und Material des Teppichs davon ab, welche Leute sich dort aufhielten. In Räumen für den Kaiser war ein aufwändiger Boden in 20 Farben verlegt. In Räumen, die mit der Kaiserin gemeinsam genutzt wurden, hatte der Teppich lediglich vier Farben. Muss der Unterschied denn gleich so groß sein?!^^

Kirche in Nikko
Als Letztes hab ich mir in Nikko noch etwas ganz Außergewöhnliches angesehen:  Eine Kirche :-) Teilweise gibt es auch in Japan christliche Gemeinden und die in Nikko scheint laut Aushang auch recht aktiv zu sein. Allerdings war ich die einzige Besucherin dort. Nun ja, wenn man in Japan ist, sind Kirchen vielleicht nicht von vorrangigem Interesse ;-)

So, und zum Schluss nun noch die versprochenen Bilder von meinem neuen Wohnheim. Wie ihr seht, sind wir nun nicht mehr komplett von Stacheldraht umschlossen wie im alten. Und die Fläche vorn an der Straße ist auch ganz schön mit Sitzbänken, einem Basketballkorb und Bäumen. Mein Dekorationsproblem hab ich inzwischen gelöst. Allerdings hab ich im Zimmer ein bisschen wenig Ablageplatz, sodass ich mein ganzes Fensterbrett zustellen musste. Glücklicherweise öffnen sich die Fenster hier durch Schieben zur Seite^^ 


Nachdem ich heute so viel geschrieben hab, werdet ihr nun erstmal eine Weile nichts von mir hören. Am Mittwoch fliegen Heiko und ich nach Okinawa, in die südlichste Präfektur Japans. Es heißt also "ab in den Urlaub" und da sind wir erstmal nicht zu erreichen. Aber Fotos werden ganz sicher folgen!

Bis dahin viele Grüße 

Unser neues Wohnheim
Wohnzimmer mit Esstisch
Magnetwand am Fußende des Bettes

Mein kleines Zimmerchen

Montag, 11. März 2013

Das andere Japan 11.03.2013

Am Senso Tempel in Asakusa
In der letzten Woche hat sich mein Bild von Japan ziemlich geändert. Ich würde es nicht als 180-Grad-Drehung bezeichnen, aber doch immerhin als 95-Grad-Drehung ;-) Angefangen hat alles damit, dass mich Chika, die ich bereits aus Jena kannte, fragte, ob ich mit ihr und Freunden nach Asakusa in Tokyo fahren möchte. Na klar! So trafen wir uns in Asakusa mit den Japanern Daichi und Seira und dem Amerikaner John. Und was haben wir gemacht? Eigentlich nichts :-) Also wir waren natürlich beim Senso-Tempel, aber den kannte ich ja schon, und die anderen höchstwahrscheinlich auch. Und ansonsten sind wir eigentlich nur planlos umhergelaufen^^ Chika sagte, dass sie die Atmosphäre in der Straße zum Tempel mit den ganzen kleinen Verkaufsbuden, die Nakamise-doori, sehr mag. Dort und in der Umgebung haben wir uns ein bisschen umgeschaut. Zum Mittagessen gab es dann Tonkatsu. Das ist quasi wie ein Schnitzel, paniertes Schweinefleisch, aber mit verschiedenen Füllungen und schön kleingeschnitten, damit man es mit Stäbchen essen kann.




Ist der Bus nicht niedlich?^^
Käse-Tonkatsu
Mit Chika in Asakusa


Nachts ist die Nakamise-doori
am Tempel menschenleer.






















Danach sind wir noch zur Shopping-Mall am Sky Tree gelaufen und als noch eine weitere Freundin von Chika eingetroffen war, waren wir in einem kleinen Café. Letztendlich kehrten wir in einer Izakaya ein, um etwas zu trinken. Außerdem haben wir zu sechst Purikura gemacht. Und als Chika und ihre Freundin nach Hause gefahren waren, bin ich mit den Jungs noch einmal in eine Izakaya gegangen, in der es eine eineinhalb Stunden Getränke-Flatrate gab. Das gibt es hier ganz oft. Und wenn man sich gut anstellt, trinkt man letztendlich Bier unter dem typischen Ladenpreis^^

Jedenfalls hab ich bei der Gelegenheit von Daichi erfahren, dass am nächsten Tag in Kashiwa ein Live-Konzert stattfinden würde, bei dem auch Seira mit einer Band auftreten sollte. Allein das Wort "Live-Konzert" hat mich sofort fragen lassen, ob wir nicht gemeinsam hingehen wollen. Und als ich den obligatorischen Ablaufplan gesehen hab, war ich schier aus dem Häuschen: Das Ganze sollte tatsächlich von 18.30 Uhr abends bis 4.30 Uhr morgens passieren! Bisher hatte ich eher so den Eindruck, dass alle spaßigen Sachen spätestens um 22 Uhr enden und der typische japanische Jugendliche maximal dann noch ein Bier trinken geht. Aber so richtig ausgehen? Nachts? Da war ich schon sehr gespannt!

Live-House in Kashiwa
So traf ich mich am folgenden Tag mit Daichi in Kashiwa. Zunächst haben wir uns ein Bierchen aus dem Convinience-Store gegönnt. Später im Club sollten alle Getränke fünf Euro kosten und nach den zehn Euro Eintritt durfte man auch nicht mehr raus. Angefangen hat dann alles eher ruhig. Zunächt traten zwei Komiker auf, denen ich aber mangelnder Sprachkenntnis nicht wirklich folgen konnte bei ihrem schnellen Gebrabbel. Dann sangen verschiedene A-Capella Gruppen der Reitaku Universität. Bei der Gelegenheit hab ich zumindest verstanden, dass der Anlass des Konzertes der bevorstehende Abschluss von einigen Studenten war. In Japan beginnt und endet das Studienjahr nämlich im April. So gegen 21.30 Uhr ging es dann richtig los mit Rock-Musik! Es wirkte, als hätte wirklich jede Studentenband der Uni ihre Chance gehabt, an diesem Abend aufzutreten. Daher spielte jede Band auch nur ca. drei Lieder. Aber die meisten fand ich sehr sehr gut! Und auch die Stimmung war klasse! Je später der Abend wurde, umso mehr Japaner begannen zu tanzen. Ich hatte tatsächlich ein bisschen das Gefühl, auf einem Konzert in Deutschland zu sein. Die größten Unterschiede waren die vielen (eigentlich ausschließlichen) asiatischen Gesichter und der Kleidungsstil. Mit Springerstiefeln und Nietengürtel hab ich niemanden gesehen, auch nicht viele Band-T-Shirts. Aber Schnappsleichen gabs auch ;-) Ok, ein weiterer Unterschied war dann noch, dass der Höhepunkt des Abends der Auftritt der Seilspringer war. Das scheint hier eine Art Volkssport zu sein, den Mädchen wie Jungen sehr intensiv betreiben. Und die leichtfüßigen Bewegungen zu schneller Musik sehen auch aus wie eine Tanz-Performance! Danach kam dann noch ein Hip-Hopper und dann wurde noch Musik zum Tanzen aufgelegt. Ich muss zugeben, dass ich gar nicht mehr gewöhnt war, nachts auszugehen! Deshalb hab ich auch ab ca. 3 Uhr friedlich auf einem Sofa gedöst, bis wir dann um 5 Uhr früh den Club verlassen mussten. Nach Hause gehen konnte ich nachts nicht. Zum einen fahren keine Bahnen und zum anderen gibt es in meinem Wohnheim ja eine "Schließzeit" von 0 bis 6 Uhr morgens. Und bei dem ganzen technischen Schnick-Schnack hier wäre es bestimmt ein Leichtes, einen großartigen Alarm einzubauen, falls jemand in dieser Zeit die Eingangstür öffnet. Ausprobieren wollte ich das lieber nicht. Also konnte ich auch um 5 Uhr noch nicht nach Hause gehen und so gingen wir noch frühstücken. Zugegebenermaßen hab ich auch einige Konzertbesucher im McDonalds gesehen. Aber die meisten gingen wie wir in eines der typisch japanischen Ketten-Restaurants, in denen man Curry oder Reis mit verschiedenen Beilagen bekommt. Was dem Deutschen sein Burger/Döner nach einer langen Nacht ist, ist dem Japaner sein Reis :-) So hab ich es tatsächlich zum ersten Mal geschafft, morgens im Hellen heimzukommen, und das auch noch unter der Woche! Hoffentlich gibt es bald mal wieder ein Konzert!

Auftritt von Seira's Band
Seilspring-Performance


















Und nachdem ich davon schon sehr sehr gute Laune hatte, hab ich dann auch noch ein sehr schönes Wochenende mit Heiko verlebt! Wir haben uns am Kawaguchi See getroffen, der zu den "Fuji 5 Lakes" zählt und ca. acht Kilometer nördlich vom Fujiyama liegt. Und wir hatten sehr großes Glück! An zwei von drei Tagen war der Fuji wunderbar zu sehen. Am Sonntag war es dann so diesig, dass die Umrisse des 3776 Meter hohen Berges nur noch zu erahnen waren. Wir haben aber die beiden klaren Tage ausgiebig genutzt, um verschiedene Ansichten zu bekommen.

Am Kawaguchi See


So sind wir beispielsweise am Kawaguchi See entlang spaziert. Dabei mussten wir feststellen, dass die Stadt drumherum recht ausgestorben wirkte. Viele Läden und Restaurants hatten geschlossen und einige sahen aus, als würden sie gar nicht mehr öffnen. Das Zentrum der Stadt konzertrierte sich rund um den Bahnhof, von dem aus dann jede Menge Touristen-Touren angeboten wurden. Aber wir wollten doch lieber auf eigene Faust losziehen. So entschieden wir uns beispielsweise für den Aufstieg auf den Mt. Tenjo zu Fuß statt mit der Seilbahn. Wir waren recht früh am Morgen unterwegs und weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. So konnten wir ganz ungestört den Blick auf den Fuji von den vielen Aussichtspunkten aus genießen. Aber ganz allein waren wir dann doch nicht! Irgendwann stellten wir fest, dass sich an den bewaldeten Abhängen des Berges ganz gemütlich freilaufende Affen in der Sonne ahlten! Sie ließen sich durch uns nicht stören. Nur ein paar von ihnen liefen ein bisschen weiter den Berg hinab, als sie uns bemerkten. 

Ein bisschen weiter oben war dann auch wieder die Zivilisation eingezogen. An der Station der Seilbahn waren schon die ersten Touristen-Gruppen unterwegs und genossen das Wetter. Wir hatten über 20°C und Sonnenschein! (Ich hab da irgendwas von Schnee in Norddeutschland gehört...^^) Aber irgendwann haben wir unser Sonnenplätzchen dann doch wieder verlassen, um noch einen weiteren kleinen Spaziergang zu machen.

Blick auf den See
Da ist er! :-)


Wir sind nämlich noch zum Fuji-Q Highland gelaufen, einem Freizeitpark mit vielen großen Achterbahnen vor der Kulisse des Fujiyama. Allerdings sahen die Achterbahnen nicht danach aus, als könnten wir nach der Fahrt den Tag noch groß genießen. Da wir nicht vorhatten, das schöne Wetter über der Kloschüssel zu vertrödeln, haben wir nur einen Basis-Eintritt in den Park bezahlt und mussten dann drinnen die Fahrten einzeln bezahlen. Also haben wir uns zwei ausgesucht und mit der Wildwasserbahn und einer runden Art Schiffsschaukel eine sehr gute Wahl getroffen. Manche Japaner waren sogar auf der künstlich angelegten Eislaufbahn, die noch bis Mitte März steht - die sind beim Stürzen dann natürlich klitschnass gewesen! Der Park an sich war relativ schmucklos, ganz anders als beispielsweise Disney Sea. Vielleicht liegt es da dran, dass der Publikumsmagnet der Fuji ist und es ohnehin nicht viele Attraktionen für Kinder gibt, sondern eher für lebensmüde Erwachsene, die ihren Mut bei halsbrecherischen Fahrten beweisen müssen...Für uns war das Zusehen schon Nervenkitzel genug! 

Im Fuji-Q Highland
Deko an der Wildwasserbahn


Und ohnehin war das Highlight des Wochenendes ja der klare Anblick des Fuji, der laut Wikipedia für viele als einer der schönsten Berge der Welt gilt, weil er so schön symmetrisch ist...Ich hab mich jedenfalls noch nicht sattgesehen.

Und weil ich jetzt müde bin, nur noch ein einfaches "Tschüssi" :-) 

(Und ein letztes Mal mein heutiges Lieblingswort: "Fuji"^^)

Sonntag, 3. März 2013

Jede Menge lecker Essen! 03.03.2013

Ich bin wieder im Netz! Wuhu!!! Theresa hat es vorhin tatsächlich geschafft, an meinem PC das Uni-WLan einzurichten und so bleib ich euch diese Woche doch keinen Bericht schuldig. Allerdings hab ich, weil ich heut gar nicht mehr damit gerechnet hätte, noch keine schönen Bilder vom neuen Wohnheim gemacht...Die reiche ich dann später nach. Dafür gibts heut mal wieder einen Einblick in die kulninarischen Genüsse hier :-)

Es ist ja schon ein bisschen Zeit vergangen. Also muss ich am letzten WE beginnen. Da bin ich samstags zu Heiko nach Hamamatsu gefahren und wir haben uns mit Angie und Rodrigo (Vielleicht erinnert ihr euch an unseren gemeinsamen Ausflug zum See?) bei Yuta getroffen, um Sushi zu machen. Yuta ist Japaner, spricht aber perfektes Englisch und lernt gerade im Selbststudium auch ein bisschen Deutsch. Für mich war das eine tolle Gelegenheit zum Sprachaustausch und geschmeckt hat unser Sushi auch :-) Da ich das in Deutschland ja auch schon mal gemacht hab, kann ich sagen, dass der Unterschied gar nicht besonders groß ist. Nur, dass eben hier der Fisch roh und frischer war als bei uns. Und der japanische Klebereis aus dem Reiskocher lässt sich leichter handhaben. 

Zu Hause bei Yuta
Sushi-Zutaten
Sieht wie Sushi aus, oder?



Speed Boat Race am Lake Hamana





















Sonntag haben wir dann noch einmal Yuta getroffen und sind gemeinsam erneut zum Hamana See gefahren. Dieses Mal haben wir uns ein paar Speed Boat Rennen angeschaut. Von einer großen verglasten Halle aus konnte man die Fahrer auf dem Wasser beobachten, die mit einem Affenzahn vorbeigerauscht sind. Und es waren wirklich viele Leute da! Das hätten wir gar nicht erwartet. Vom Altersdurchschnitt her geschätzt hatte entweder das Altenheim Wandertag oder der typische Japaner bessert seine Altersersparnisse mit Sportwetten auf :-) Heiko hat auch mal zwei Euro gesetzt, hatte aber kein Glück. Ganz anders als Yuta: Er hat sage und schreibe 10Yen gewonnen - das entspricht momentan nicht mal 10 Cent^^ Abends waren wir dann noch mal bei Yuta und haben Okonomiyaki gemacht. Und dann hab ich spontan meinen Aufenthalt in Hamamatsu um einen Tag verlängert, denn am Montag Abend hat ein Bekannter von Heiko eine "International Party" veranstaltet und ich durfte auch kommen. Das war ganz witzig und ich fand es cool, mal eine japanische WG zu erleben. Leider haben wir selbst keine Fotos geschossen. Aber ich vermute fast, dass der Gastgeber, der Fotograf ist, noch welche bei Facebook posten wird...


Sukiyaki - und rohes Ei
Zurück in Kashiwa hab ich mich so langsam an die Umzugsvorbereitungen gemacht. Im Zuge dessen hat unsere Wohneinheit auch beschlossen, die Küche aufzuräumen. Da kommen sie ja früh drauf! Jetzt, wo alle innerhalb der nächsten Woche ausziehen... Jedenfalls haben wir dabei jede Menge "herrenloses" Geschirr von früheren Bewohnerinnen entdeckt und auch der Kühlschrank war plötzlich ganz leer, als wir alles rausgeschmissen hatten, was niemandem gehört. Ich bin echt gespannt, ob das neue Wohnheim sich noch während meines Aufenthalts hier in genauso ein Chaos verwandelt wie das alte... Nach der Aufräumaktion haben wir dann noch zu viert ein letztes Mal zusammen gekocht. Diesmal gab es wieder ein typisch japanisches Gericht: Sukiyaki. Im Prinzip war es von den Zutaten her gar nicht so sehr verschieden von dem Eintopf, den wir zu Weihnachten gemacht haben. Der wichtige Unterschied ist die spezielle, leicht süßliche Sukiyaki-Sauce. Die hat das ganze wirklich lecker gemacht - mir hätte aber auch das Gemüse ohne Rindfleisch gereicht^^ Und zur japanischen Art des Verzehrs konnte ich mich auch nicht überwinden. Bevor man sich Sukiyaki nimmt, verrührt man in seiner Schüssel ein rohes Ei. Das kühlt zum einen die heiße Speise und macht zum anderen angeblich den Geschmack intensiver. Mir hat es auch ohne geschmeckt :-)

Vom Umzug brauch ich euch nicht viel erzählen, nur das Übliche: Kisten einpacken, Kisten schleppen bzw. auf einem Wagen schieben, Kisten wieder auspacken, feststellen, dass die Klamotten schon jetzt nicht mehr in einen Koffer passen...Das alles ist nun doch schon Freitag passiert. Manchmal sind sie hier echt witzig! Ich musste schon vor gut zwei Monaten das genaue Datum und die genaue Uhrzeit meines geplanten Umzugs angeben nur, damit mir sie nun sagen, dass am Wochenende Uni-Eintritts-Test sind und ich deshalb samstags keinen Krach machen darf...Na ja, umso besser. Konnte ich schon einen Tag früher feststellen, dass ich im neuen Zimmer rein gar nichts dekorieren kann, weil es ein Verbot für so ziemlich alles an Nägeln, Pin-Nadeln, Klebeband usw. gibt. Erfreuen kann ich mich dafür an der Fernbedienung der Klimaanlage, die unter den ersten 10 Knöpfen noch eine weitere Leiste mit 15 weiteren Knöpfen verbirgt und an der Fernbedienung für meine Deckenlampe, mit der ich Farbton und Helligkeit auswählen und speichern kann...Dinge, die die Welt nicht braucht! Genauso wenig wie unsere zwei "Schlüssel". Für unser Zimmer haben wir einen ganz normalen Schlüssel. Aber das Gebäude sowie jede weitere Tür öffnen wir durch unseren Studentenausweis. Da kann es schon passieren, dass eine Taiwanesin abends plötzlich mit ihrem Kühlschrank auf dem Flur festsitzt, weil sie ihren Studentenausweis in der Wohneinheit vergessen hat und nun mit dem restlichen Gepäck nicht mehr reinkommt^^ Toll, nun gibt es gleich zwei Dinge zum Vergessen :-)


Im "Hügel-Park, von dem aus
der Hafen sichtbar ist" (frei übersetzt^^)
Es gab noch einen sehr positiven Aspekt meines Umzugs am Freitag: Ich konnte am Samstag Heiko und Yuta treffen! Die beiden sind von Freitag zu Samstag spontan in Tokyo gewesen und so konnten wir zusammen was unternehmen. Das war gar nicht so leicht. Eigentlich wollten wir auf den Sky Tree gehen. Aber weil so starker Wind war, wurden keine Tickets verkauft. Nur die Leute mit Reservierung durften rauf - klar, für die ist es ja auch viel ungefährlicher...So standen Heiko und ich schon zum zweiten Mal da und konnten die Absicht des Hochfahrens nicht verwirklichen. Fürs nächste Mal reserviere ich! Stattdessen sind wir drei dann nach Yokohama gefahren. Dort haben wir von einem Park aus den Hafen fotografiert und sind dann auch noch dorthin gegangen, um das Schiff "Hikawamaru" zu besichtigen. Es stammt aus dem Jahr 1930 und hat unter anderem schon als Passagierschiff, aber auch als Hospital-Schiff im zweiten Weltkrieg gedient. Wir konnten uns beispielsweise die Kabinen und den Maschienenraum ansehen. Alles war schön auf Englisch erklärt und so habe ich erfahren, dass Charly Chaplin auf seiner Fahrt mit dem Schiff vor allem das Tempura (frittiertes Essen) genossen hat. Das war ganz ausführlich beschrieben^^



Teil des Yokohama-Hafens
Vor dem Museums-Schiff



Gasse in Chinatown
Purikura :-)



















Danach sind wir dann noch durch Chinatown gelaufen und haben natürlich in einem chinesischen Restaurant gegessen. Das Menü dort ist völlig verschieden von den typischen Chinesen, die man in Deutschland so findet. Alles sehr sehr lecker! Aber ich glaub, Yuta war ein bisschen enttäuscht, als Heiko und ich beide gesagt haben, dass wir den chinesischen Yasmin-Tee lieber mögen als japanischen Tee... Yuta hat aber das Bier, das wir danach in einem Spirituosengeschäft geholt haben, auch nicht geschmeckt^^ Abgeschlossen haben wir den Tag mit sehr witzigen Purikura-Schnappschüssen.


Im "Ruheplatz Zopf"
Deutsches Mittagessen






Heut bin ich dann erneut zur deutschen Bäckerei gegangen. Begleitet wurde ich von Qasim aus Hessen, den ich beim Konzert der deutschen Band kennen gelernt hab und der seit eineinhalb Jahren ganz hier in der Nähe wohnt. Zunächst haben wir bestimmt eine ganze Stunde angestanden, um unseren Großeinkauf an deutschem Brot zu machen. Und dann waren wir noch im "Ruheplatz Zopf", dem kleinen Restaurant über der Backstube. Das war sehr sehr gemütlich und unser Essen war hervorragend! Ok, mein Kartoffelbrei war vermutlich aus der Tüte. Aber der Leberkäse war gut und das Wiener Würstchen war nicht so fade, wie die als solche verkauften Würstchen in den Supermärkten hier. Nachmittags war dann ein weiterer Auftritt der englischen Theatergruppe der Uni. Bei einer modernen Fassung von "Arsenic and Old Lace" haben wir herzlich gelacht - und nicht schlecht gestaunt, als zum Schluss verraten wurde, dass das Stück in nur zwei Wochen auf die Beine gestellt wurde! Ganz großes WOW!

Ich wünsch euch allen eine schöne Woche und bis bald!