Montag, 10. Dezember 2012

Japanischer Herbst 10.12.2012

Nabe-Party im Wohnheim
Tja was soll ich sagen..ich fange heute mal wieder mit einem Bericht über Essen an :-) Letzte Woche haben wir nämlich im Wohnheim eine Nabe-Party veranstaltet. Dabei haben wir drei verschiedene Versionen dieses Eintopfgerichtes gekocht. Die Kimchi-Version war typischerweise sehr scharf und bei den anderen beiden war die Grundlage wohl einmal Fleischbrühe und einmal noch eine andere Art Brühe. Und darin wurden dann Gyōza (chinesische Maultaschen), Schweinefleisch, Tofu, Kohl, Zwiebeln, Pilze und anderes ca. 10 Minuten gekocht. Da wir sechs Mädels aus unserer Wohneinheit waren, hat das Schnippeln auch nicht lang gedauert und wir konnten es uns bald schmecken lassen. Ich persönlich fand die scharfe Version sehr lecker! Die anderen beiden waren gar nicht so sehr verschieden von deutschen Suppen. Und zum Nachtisch gabs dann auch noch deutschen Stollen aus meinem Weihnachtspäckchen. Davon waren alle ganz begeistert! Ihr dürft übrigens mal raten: Auf dem Foto sind drei Japanerinnen, eine Chinesin und eine Taiwanesin. Am Aussehen könnte ich sie ehrlich gesagt auch noch nicht sicher unterscheiden. Dafür aber immerhin schon an der Sprache...


Herbstfärbung auf dem Campus
Inzwischen ist unser Campus schön herbstlich bunt. Letzte Woche war ich mehrfach auf meinem Stammplatz zum Lesen. Und es war noch wieder ein Fototag. Diesmal hat die Vorbereitung eine Stunde vorher angefangen, was dann darin endetet, dass zum tatsächlichen Zeitpunkt des Fotos die Stühle wieder verrückt werden mussten, weil inzwischen die Sonne weitergewandert war... Aber das Knipsen an sich dauert dann gar nicht lang. Darin sind alle schon geübt :-)

Am Samstag bin ich wieder mit Dorji und Ugen unterwegs gewesen. Diesmal war auch die Japanerin Miyu dabei. Sie wohnt nämlich in Narita und dort haben wir uns den Shinshō-Tempel angeschaut. Die ganze Anlage ist hier bekannt als Naritasan, also der Berg Narita, weil der Tempel eben auf einem Hügel liegt. Wie ihr sehen könnt, hab ich diesmal auch die rituelle Reinigung vor dem Tempelbesuch vollzogen. Allerdings hab ich
den Mund ausgelassen. Miyu hat das auch gemacht, also ist das wohl okay ;-)

Reinigung am Wasserbecken

Der buddhistische Tempel wurde im Jahr 940 gegründet und danach um mehrere Gebäude erweitert. Die aktuelle Haupthalle stammt aus dem Jahr 1968. Ich bin immer wieder beeindruckt von den Ausmaßen und dem Detailreichtum einzelner Elemente.

Säule im Tempelinneren
Großer Lampion im Tor
Verzierte Laterne

Pagode des Friedens
Auf dem höchsten Punkt des Berges steht die Pagode des Friedens. Sie ist insgesamt 58 Meter hoch und wurde errichtet, um für Weltfrieden zu beten. Die meisten Pagoden haben drei oder fünf Stockwerke, also eine ungerade Zahl. Diese Form von Pagode mit einer geraden Anzahl an Stockwerken nennt sich Daito, also große Tahō-Pagode. (Tahō-Pagoden haben ebenfalls eine gerade Anzahl an Stockwerken aber eine kleinere Grundfläche.) Inzwischen gibt es nur noch wenige Daito in Japan. Die in Narita ist noch recht jung, aus dem Jahr 1984. Was sich darin verbirgt, haben wir allerdings nicht rausgefunden. Zur Zeit unseres Besuchs wehte ein starker Wind, weshalb sie die Türen verschlossen hatten. 
Deshalb haben wir uns auch lieber wieder etwas weiter nach unten begeben in den sich anschließenden Park, wo der Wind nicht ganz so stark war. Auch hier ist inzwischen der Herbst eingekehrt und wir konnten unseren Spaziergang richtig genießen. Das heißt, ich habe ihn richtig genossen. Miyu hat eher gefroren. Für die Japaner ist jetzt wirklich schon Winter. Aber wenn der Wind nicht gewesen wäre, hätte ich noch nicht mal die Jacke gebraucht. Und mein Wintermantel hängt noch unbenutzt im Schrank!

Mit Miyu und Dorji vor dem Springbrunnen
Versteckspiel ;-)
Miyu zum ersten Mal im Park

Obwohl Miyu in Narita wohnt, war es für sie auch der erste Besuch des Parks. Die naheliegenden Dinge werden eben oft nicht richtig wahrgenommen. Ich werd mich nach meiner Rückkehr nach Deutschland wohl auch bemühen müssen, Deutschland genauso gut kennen zu lernen wie Japan :-) Witzigerweise hatte Miyu dann auch irgendwann gar keine Orientierung mehr. Dabei standen im Park auch immer mal wieder Pläne. Trotzdem schien sie hochbeeindruckt, dass ich uns über einen anderen Weg zurückgeführt habe, als wir gekommen waren^^

Aal-Zubereitung
Der Fußweg zum Tempel ist übrigens auch schon an sich sehenswert. An der Straße reihen sich Restaurants an verschiedenste Läden und Souvenirshops und es gibt allerlei typisch japanische Snacks. Beispielsweise winzige getrocknete Garnelen von ca. einem Zentimeter Größe, die einfach wie Kartoffelchips gegessen werden. 

Und auf dem Rückweg ist mir dann das Restaurant aufgefallen, bei dem man von der Straße aus beobachten kann, wie Aal frisch zubereitet wird. Und damit mein ich wirklich frisch. Das kleine Kerlchen ist kurz zuvor noch fröhlich in dem schwarzen großen Eimer geschwommen... Dabei ist das nicht etwa die Küche, sondern ein Tisch direkt im Gastraum!

Ach ja, eins noch: Das große Erdbeben, von dem bei euch in den Medien berichtet wurde, war bei mir gar nicht so schlimm. In Nordjapan hat es wohl ziemlich gewackelt und bei mir ein bisschen mehr als sonst. Aber nach ein paar kleinen Nachbeben war wieder alles ganz ruhig und Miyu's Kurs hat auch gleich ganz normal mit dem Unterricht weitergemacht. Für mich hat es sich schon merkwürdig angefühlt (vor allem, weil die Wohnheimmöbel so klapprig sind^^). Aber insbesondere seit dem letzten Jahr herrschen hier einfach ganz andere Standards für stark und schwach. Ungefähr ein Mal pro Woche, oftmals nachts, gibt es kleinere Beben, die selbst ich schon nicht mehr richtig wahrnehme und einfach im Halbschlaf kurz registriere. Und irgendwann wird vermutlich auch Stärke 4 mich nicht mehr großartig erschrecken.

Gut, das soll es erstmal gewesen sein. Ich hoffe, dass ihr nicht zu sehr im Schnee-Chaos versinkt! 
Ein kleines bisschen beneide ich euch gerade sogar um den Schnee!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen