Montag, 15. Oktober 2012

Schnell wie der Wind 15.10.2012

So richtig für Sport begeistern kann ich mich ja nicht... Trotzdem wollte ich gern mal selbst sehen, was Saki am japanischen Bogenschießen, genannt Kyūdō, gefällt. Daher bin ich am Donnerstag mit zum Training gegangen. 

Kyūdō-Schützen
Alles läuft sehr zeremoniell ab. Vor und nach dem Schießen verbeugen sich die Schützen in Richtung eines kleinen, eigens für diesen Zweck in der Halle errichteten Schreins. Die Halle selbst ist an einer Seite nach draußen hin geöffnet. Von dort werden die Pfeile auf die 28 Meter entfernte, 36 Zentimeter große Zielscheibe geschossen. Klingt einfach, ist es aber gar nicht! Zum einen wird nicht "einfach" geschossen, sondern nach einem ganz bestimmten gemächlichem Bewegungsablauf vorgegangen. Außerdem ist der Bambus-Bogen 2 Meter groß und nicht gerade leicht. Und der Arm wird nicht einfach seitlich am Körper entlang gezogen, sondern so weit wie möglich gerade nach hinten. Der Schuss selbst erfolgt im Stehen, aber die Pose vom Bild gehört mit zum Ablauf, sodass für einen einzigen Schuss so schätzungsweise 3 Minuten gebraucht werden...

Meine Meinung?! Ich muss sagen, dass das Zuschauen wirklich spannend war! Ich bin total fasziniert, wie genau alle die Vorgaben kennen und sich daran halten. Das hat schon etwas sehr Ehrfürchtiges. Aber ich glaub, mein Lieblings-Sport wird's trotzdem nicht. Vermutlich werde ich selbst nicht schießen lernen. Ich kann mir Schöneres vorstellen als im Winter im Schnee die verloren gegangenen Pfeile zu suchen...


Selfmade-Takoyaki ohne Tako
Am Samstag haben wir im Wohnheim zum Mittag eine kleine "Party" gefeiert. Dabei haben wir selbst Takoyaki mit verschiedensten Füllungen gemacht. Nur der namensgebende Tako (Oktopus) war nicht vertreten. Aber Mentaiko (Seelachs-Rogen), Süßkartoffeln, Käse-Schinken, Thunfisch und auch Schokolade. Schokolade in Teig gebacken ist ja eigentlich sehr lecker - allerdings gehören zu richtigen Takoyaki ja auch die bereits erwähnten Fischkleinteile, getrocknete Noriblätter und vor allem Saucen wie Mayonnaise...schmeckt dann ungefähr so, wie es sich anhört... Ihr meint, ich hätte ja nicht gerade diese Mischung essen müssen? Weit gefehlt - wir haben aus der ganzen Aktion eine Art Spiel gemacht, sodass keiner vorher wusste, was sich nun in seinem Teigbällchen befindet. Und ich war wirklich der Pechvogel des Tages! Ich hatte beispielsweise Nattō. Das sind fermentierte Sojabohnen und eine japanische Spezialität...für meinen Geschmack etwas zu speziell! Die Asiaten haben das sogar richtig gern gegessen! Aber bei meiner Erdbeermarmelade-Knoblauchsauce-Füllung haben auch sie das Gesicht verzogen ;-) Das Ganze war gar nicht schwer zuzubereiten und hat echt Spaß gemacht. Aber ich musste mich dann doch verabschieden...ich hatte noch einen wichtigen Termin am Flughafen!


Shinkansen-Fahrt
Und nach einer gefühlten Ewigkeit Warten ist Heiko dann endlich aus dem Terminal gekommen! Da konnte die Reise ja beginnen. Wir sind nämlich gleich am selben Abend noch in die Shizuoka-Präfektur nach Hamamatsu gefahren - mit einem Hikari-Shinkansen, der mit guten 270h/km unterwegs ist...huuuuuuuuiiiiiiii. Daher ging die Fahrt auch ziemlich schnell und wir konnten glücklicherweise schon bald im Richmond Hotel zur Ruhe kommen.

Aber viel Ruhe hab ich Heiko nicht gegönnt - schließlich muss gegen den Jetlag angekämpft werden! Also haben wir uns am Sonntag gleich auf eine Tour durch Hamamatsu begeben. Die Stadt gilt als "Stadt der Musik", was nicht zuletzt an den unzähligen Yamaha-Logos erkennbar ist. Passenderweise war auch genau an diesem Wochenende das "Yaramaika Music Festival" mit Live-Künstlern überall in der Stadt. Und siehe da: Es gibt tatsächlich einige wenige Japaner, die zu Rock'n'Roll tanzen - es muss nur erst der King persönlich vorbei kommen...


Hamamatsu - Stadt der Musik


Rock'n'Roll Cover-Band















Auch sonst ist Hamamatsu ein wirklich schöner Ort! Die Gestaltung ist um Einiges hübscher als Kashiwa! (Im Gebiet um den Bahnhof Kashiwa ist mir ehrlich gesagt noch nichts begegnet, was sich als ästhetisches Fotomotiv geeignet hätte.) Und ich beneide Heiko ein wenig, dass in Hamamatsu viel los zu sein scheint...Aber ich will nicht zu viel erzählen - sonst bleibt gar nichts übrig, was Heiko posten kann ;-)


Mitten in Hamamatsu


Hamamatsu Castle
Aber unsere ersten gemeinsam besichtigten Sehenswürdigkeiten hier möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Ganz in der Nähe von unserem Hotel war das Schloss von Hamamatsu. Leider nicht wirklich historisch - das Gebäude wurde 1958 auf den ursprünglichen Ruinen errichtet. Von außen war es ganz hübsch anzusehen und innen drin war eine Ausstellung mit alten japanischen Rüstungen und Waffen. Allerdings war der Innenraum ansonsten nicht weiter spektakulär, nur kahle Wände und kein bauliches Dekor. Ob das nun am Baujahr liegt oder allgemein üblich ist in japanischen Schlössern bleibt noch herauszufinden... 
Von der obersten Terasse des Schlosses kann man an klaren Tagen den Fujiyama sehen. 
So viel Glück hatten wir aber leider nicht.

Direkt hinter dem Schloss war jedoch noch eine große, wunderschöne Grünanlage mit japanischem Garten. Unter anderem gab es riesige Bambusgewächse und dem Maßstab angepasste handflächengroße Spinnen *brrrrrrr* Ansonsten war die Kulisse aber malerisch - im Frühjahr muss es allerdings noch viel schöner sein!


Selbst-Auslöser sei Dank :-)

Und nun noch ein kleiner Ausflug in die japanische Logik. Solche Kleinigkeiten wie beispielsweise Busfahrpläne etc. gibt es fast ausschließlich auf Japanisch. Soll heißen: Alles in Kanji und als Nicht-Muttersprachler hat man so seine Verständnisschwierigkeiten...Aber die WIRKLICH wichtigen Dinge werden so gestaltet, dass sie auch wirklich jeder erfassen kann:


Ordnung muss sein

Leider ist das Wochenende viel zu schnell vergangen und nachdem ich Heiko heut Morgen an seinem Wohnheim abgesetzt hatte, habe ich mich wieder auf den Weg nach Minami-Kashiwa gemacht. Ein Gutes hatte die Sache aber doch. Der Fujiyama hat sich mir dann doch noch gezeigt.


Fujiyama - der höchste Berg Japans - vom Shinkansen aus fotografiert

Also:

Shinkansen fahren ☑
Fujiyama sehen ☑

Im Prinzip könnte ich nun ja eigentlich wieder nach Hause fahren...fällt mir aber gar nicht ein! :-)

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