Sonntag, 7. Oktober 2012

Endlich ein kleines Stück Natur 07.10.2012

Ok, streng genommen gibt es hier viel "Natur" - Natur-Katastrophen gehören ja schließlich auch dazu, oder? ;-) Meist verlaufen die aber ganz harmlos. Letzte Woche zum Beispiel ist ein kleiner Taifun über den Ort gefegt. Na ja, es hat halt viel geregnet und war ganz windig. Aber bei dem Wetter muss ich ja nicht unbedingt auf die Straße gehen! Dann ist das alles gar nicht so wild. Allerdings war es doch ein leicht befremdlicher Anblick, dass am nächsten Tag auf dem Tennisplatz die Holzbänke plötzlich mitten auf dem Spielfeld lagen... 

Eine der Bands: Riding Ground
In dieser Woche wurde an der Uni ein Band-Kontest unter dem Motto "Rock 'em all" angekündigt. Da musste ich natürlich hin! Die Musik war auch wirklich gut. Aber ich hab nicht schlecht geguckt, dass wir beim Einlass gleich brav unsere Sitzplätze einnehmen mussten...Hallo?! Wer kann denn bei Rock ruhig sitzen bleiben?! Dazu war das "Event" dann auch um 20 Uhr bereits vorbei. Abendgestaltung auf Japanisch...Da sind Chris und ich doch lieber unserer deutschen Natur gefolgt und noch ein Bier trinken gegangen. Und weil viele Läden hier bis spät nachts oder sogar rund um die Uhr geöffnet haben, konnten wir uns dann auch noch im Supermarkt mit 70-Cent Sake im Tetra-Pak versorgen. Reiswein für 70 Cent klingt komisch?! - Schmeckt noch viel komischer! Aber wir haben gute Miene zum bösen Spiel gemacht - ohne Alkohol wäre der Heimweg durch Platzregen und Gewitter wohl nur halb so lustig gewesen.


Hokkaido-Messe
Freitag stand dann ein schöner Ausflug an. Zusammen mit Theresa und Xinran bin ich wieder nach Tokyou gefahren. Xinran ist Chinesin, studiert in Jena Deutsch als Fremdsprache und macht gerade ein dreimonatiges Praktikum hier an der Reitaku, um sich mal Deutschunterricht live anzusehen.

Zuerst haben wir ein Messe besucht, bei der Spezialitäten von der Nordinsel Hokkaido verkauft wurden. Dabei gab es keineswegs nur Kürbisse, ganz im Gegenteil. Vor allem Meeresfrüchte in allen Variationen wurden angeboten, aber auch viel frittiertes Fleisch, Milchprodukte, süße Bohnen und verschiedene Getränke. Eine nette Dame wollte mir erzählen, dass man nicht betrunken wird, wenn man vor dem Alkoholgenuss ihr kleines Zaubermittelchen trinkt - dass ich aus Europa komme und wir nicht bei jedem Tropfen Alkohol sofort betrunken sind, hat sie nicht ganz verstanden... Wir haben uns dann zum Mittag für Curry-Brot und Takoyaki entschieden. Diese kleinen Teigbällchen gibts nicht nur speziell auf Hokkaido. Aber etwas abseits der Messe waren die Warteschlangen einfach kürzer. Die Bällchen sind gefüllt mit Oktopus und eigentlich auch ganz lecker. Allerdings war der Teig noch leicht roh und oben drauf werden immer jede Menge getrocknete Fisch-Kleinteile gestreut, die auf Dauer doch einen etwas penetranten Geschmack verursachen. Da war das Meloneneis zum Dessert schon schmackhafter.
Gegrillter See-Igel
Takoyaki
Frisches Melonen-Eis *yammy*

Yoyogi-Park
Unsere nächste Station war der Yoyogi-Park. Bei uns auf dem Campus gibt es zwar auch relativ viel Grün. Aber wohin man in der Stadt auch geht, ist fast alles asphaltiert und bebaut. So richtig "an der frischen Luft" fühl ich mich da nicht, wenn ich mal spazieren geh. Im Park gab es endlich mal weitläufige Rasenflächen, viele verschiedene Baum- und Pflanzenarten und ein paar - allerdings sehr schmutzige - Teiche. Dafür waren gerade ein paar Arbeiter dabei, die Blätter vom Waldboden zu fegen...Wie ihr seht, haben wir unseren Ausflug bei herrlichem Sonnenschein gemacht. Wenn es nicht gerade regnet, sind hier tagsüber teilweise noch immer fast 30°C! Bei solchem Wetter ist ein Park-Spaziergang natürlich besonders schön!

Seifenblasen-Künstler
Außerdem war zur Belustigung der Kinder einen Mann da, der die kleinen Gesichter mit riesigen Seifenblasen zum Strahlen gebracht hat. Und nicht nur die! Wir müssen wohl so fasziniert geschaut haben, dass wir es gleich selbst ausprobieren durften! Uuuuuuuiiii, Seifenblasen sind was Tolles! Dort hätte ich mich den ganzen Tag festgucken können!

Ein Riesenspaß für Klein...
...und Groß (Kommentare werden nicht entgegen genommen^^)


Allerdings liegt direkt nebem dem Yoyogi-Park der größte Shintō-Schrein Tokyous, der Meiji-Schrein. Den konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, als wir schon einmal in der Nähe waren. Shintō ist die ursprüngliche Religion Japans. Am beeindruckensten war eigentlich das riesige Holztor am Beginn des Pfades zum Schrein. 


Pfad zum Meiji-Schrein

Viele gute Wünsche
Um mal ein bisschen aus dem Reiseführer zu plaudern: Das größte der Tore ist 12 Meter hoch und aus einer 1500 Jahre alten taiwanesischen Zypresse. Der Schrein selber wurde 1920 erstmals errichtet, im zweiten Weltkrieg zerstört und dann 1958 rekonstruiert. Das Heiligtum im Inneren, das der Seele des verstorbener Kaisers Meiji gewidmet ist, darf man nicht fotografieren. Davor können die Besucher Gebete sprechen. Dabei wirft man erst Geld in ein Gefäß, verbeugt sich zwei Mal, klatscht zwei mal in die Hände und verbeugt sich noch einmal. Etwas weniger formal können für ein bisschen Geld kleine Holzplatten mit den eigenen Wünschen und Gebeten beschriftet und aufgehängt werden.

Gespendete Sake-Fässer
Außerdem spenden jedes Jahr die Alkoholproduzenten Fässer ihrer Herstellung, um dem verstorbenen Kaiser ihren Respekt zu zeigen. Na hoffentlich ist der Sake in den schönen Fässern ein anderer als der im Tetra-Pak...

Solltet ihr euch übrigens wundern, dass ihr noch keine Postkarten von mir bekommen habt: Ich hab bisher noch gar keine gesehen! Also mein Wohnort ist ja ohnehin nicht unbedingt Touristenattraktion. Aber auch in Tokyou hab ich noch keinen typischen Souvenir-Shop gefunden. Auch am Schrein gab es keine Postkarten. Ist ja auch klar, wenn das Entscheidende nicht fotografiert werden darf...Ihr dürft also weiterhin gespannt bleiben, wann es mal Post aus Japan gibt. Dafür gibt es jetzt noch ein typisches Touri-Foto ;-)

Auf einer kleinen Brücke Richtung Meiji-Schrein

Gerade bin ich nach Hause gekommen von einem Essen in sehr netter Gesellschaft. Meine Japanisch-Lehrerin aus Jena, Frau Maezono, hat ihre Familie in Japan besucht und ist gerade noch für ein paar Tage an der Reitaku. Sie und der Reitaku-Lehrer Okuno-Sensei haben uns zum Essen ausgeführt und jetzt bin ich übersatt! Das war aber auch lecker! Wir haben uns quasi einmal durch die Speisekarte probiert. Es gab zum Beispiel Sashimi (roher Fisch), frittierte Garnelen, Tintenfischringe, kleine Fische, die komplett mit Kopf und Schwanz gegessen werden, und natürlich Sushi. Fleisch war auch dabei, in Form von Hähnchen in verschiedenen Zubereitungsarten. Dazu dann noch ein bisschen Gemüse und ein leicht glibbriges, sehr süßes Dessert...Und dann hat Okuno-Sensei auch noch die Rechnung übernommen! どうもありがとうございます。 - Vielen Dank! ;-) 


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