Montag, 29. Oktober 2012

Leben in Kashiwa 29.10.2012

Chirashizushi
Auch in Japan ist nicht immer Action. In der letzten Woche ist eigentlich nicht viel los gewesen, außer dass ich mit Saki lecker gekocht habe. Das Gericht bestand hauptsächlich aus Reis, in den eigelegtes Gemüse aus der Tüte eingerührt wurde. Obendrauf kamen dann Zuckerschoten, Mais, Omelett, Lachsrogen, zerkleinerte Noriblätter (Algen) und Sesam - und fertig war eine leckere Mahlzeit mit dem Namen Chirashizushi.


Ich hätte natürlich zur Halloween-Party der Uni gehen können - aber weil ich mich mit dem japanischen Verständnis von "Party" nicht ganz anfreunden kann, hab ich mir das gespart. Was stellt man sich so unter einer Halloween-Party vor? Vielleicht ein schummrig beleuchterter Raum, am besten zur Geisterstunde, dazu Dekoration aus Spinnweben und Fledermäusen und lauter gruselig verkleidete Hexen und Geister... In der Realität heißt es hier "Wir treffen uns von 11 Uhr morgens bis 15 Uhr (strenges Zeitlimit!) in einem lichtdurchfluteten Raum und verkleiden uns als Comic-Figuren..." - Im Prinzip haben mich die Fotos bei Facebook ein bisschen an Kinder-Fasching erinnert. Da war ich nicht unbedingt traurig, dass ich mir das gespart hab...

Und was macht frau, wenn nichts los ist? Klar: Shoppen! Und das sehr erfolgreich! Ich glaub, ich hab zum ersten Mal in meinem Leben eine "normale" Hose (will heißen: nicht aus der Kinderabteilung) gekauft, bei der ich nicht die Hosenbeine kürzen muss. Ich mag Japan :-) Übrigens möchte ich dann nächstes Jahr von Otto vom Flughafen abgeholt werde - mitm LKW, versteht sich ;-)


Ansonsten hab ich mich mal ein bisschen in Minami-Kashiwa umgesehen, um die Gegend etwas besser kennen zu lernen. Aber viel Besonderes gibt es eigentlich nicht. Wenn man nicht gerade die Hauptstraßen entlang läuft, sieht Vieles so gut wie gleich aus. Wie gesagt, es ist so ziemlich alles bebaut. Was Grünes bekommt man in der Stadt selten zu sehen. Die Häuser haben meist eine ähnliche Bauweise und stehen dicht an dicht am Rand von engen kleinen Straßen, auf die unmöglich zwei Autos nebeneinander passen können. Dazu kommen die zahlreichen Stromleitungen, die hier dank Erdbebengefahr überirdisch laufen.



Typische Stadtansicht

Westliche Einflüsse :-)

Japanische Baumgestaltung
Dafür ist unser Campus hübsch grün angelegt und soll im Frühjahr auch eine gute Gelegenheit zum "Hanami" (Kirschblüten sehen) bieten. Eins muss man den Japanern lassen: Sie verstehen was vom Gärtnern!

Auf dem Campus gibt es auch ein Museum über Chikuro Hiroike und eine Statue von ihm. Er ist der Gründer der Uni - quasi das Reitaku-Äquivalent zum Hanfried in Jena. In das Museum kommt man als Einzelperson nicht. Aber vielleicht wird es ja am Wochenende geöffnet. Am 3. November ist mal wieder Feiertag - Tag der Kultur - und aus diesem Anlass feiert die Uni von Freitag bis Sonntag Kulturfest. Daher ist von Mittwoch bis Montag keine Uni. Das Fest will schließlich vorbereitet werden und aufräumen muss man ja auch... Also zumindest diejenigen, die dabei aktiv sind. Ich werd mich wohl aufs Gucken und Essen beschränken :-) 

Danach hab ich dann auch bestimmt wieder mehr zu erzählen. Bis dahin alles Liebe


 
Statue von Chikuro Hiroike

Das Thema des Kulturfestes in diesem Jahr












Montag, 22. Oktober 2012

Tokyo bei Nacht 22.10.2012

Hallo ihr Lieben! Wieder ist eine Woche vergangen und ich möchte euch von meinen Erlebnissen berichten. 

Aber zunächst einmal vielen Dank an alle, die mir zu meinem Geburtstag gratuliert haben! Ich hab mich wirklich gefreut - allerdings erst heut einen Tag später. Gestern hatte ich leider keinen Internetzugang. War schon irgendwie komisch, von fast niemandem etwas zu hören... Nun weiß ich ja, dass ihr mich noch nicht ganz vergessen habt ;-) Und Heiko war da! So hatte ich wieder ein sehr schönes Wochenende!

Mit Dorji im Museum
Angefangen hat es mit einem Busausflug, den die Uni am Samstag für Austauschstudenten organisiert hatte. Mit zwei Bussen sind wir in die Ibaraki-Präfektur gefahren. Dort waren wir als Erstes im Naturkunde-Museum. Was soll ich sagen? Sah ganz interessant aus - aber lesen konnte ich ja doch nichts. Vielleicht war es nicht die beste Idee, in ein Museum zu fahren, das keine englischen Erläuterungen bietet...Aber Gucken und Bilder machen hat ja auch gereicht. So kann ich euch nun wenigstens mal meinen (einzigen) "Klassenkameraden" Dorji vorstellen :-) Wie schon mal erwähnt, er kommt aus Bhutan und ist Mönch. Er ist 29 und hat in seiner Heimat bisher Englisch-Unterricht gegeben. Mit ihm in einem Kurs zu sein, ist wirklich spannend! So können wir immer Deutschland, Japan und Bhutan vergleichen.

Vom Museum aus sind wir in ein All-you-can-eat-Restaurant gefahren. Das ist schon was Tolles, wenn man bedenkt, wie teuer sonst Lebensmittel und vor allem Obst und Gemüse sind! Dort gab es Buffets mit allem, was das (asiatische...) Herz begehrt. Man konnte sogar direkt auf einem in den Tisch eingelassenen Grill Fleisch braten - aber da hab ich mich doch dezent zurück gehalten :-) Bilder gibt es davon übrigens nicht - ich war zu sehr mit meinen Bergen von Sushi, frittierten Garnelen, Obst und Desserts beschäftigt ;-)

Außerdem war der letzte Teil des Ausflugs sowieso am besten. Wir haben uns den Ushiku Daibutsu angesehen. Das ist die weltweit höchste Buddha-Statue mit ca. 100 Metern Höhe plus 20 Meter Sockel! Leider kann man auf einem Foto diesen gewaltigen Anblick gar nicht richtig festhalten! Aber vielleicht könnt ihr die Größe ungefähr nachvollziehen, wenn ihr uns im Vergleich seht:

"Oh my God Buddha!"
Vor seinem Zeh


















Wie ihr seht, mussten wir im Inneren der Statue unsere Straßen-Schuhe ausziehen. Das ist hier an vielen Orten, z.B. auch in vielen Restaurants, üblich. Ehrlich gesagt finde ich das ziemlich nervig! Das Gute daran ist allerdings, dass es überall sehr günstig hübsche Pantoffeln zu kaufen gibt ;-) Aber ich weiche vom Thema ab. Wo war ich stehen geblieben? Richtig, wir waren also im Inneren des Buddha. Dort konnten wir mit einem Fahrstuhl auf 85 Meter Höhe fahren und aus den Fenstern (ungefähr auf Brusthöhe) schauen. Sogar der im Mai neu eröffnete Tokyo Sky Tree war gaaaaaanz klein zu sehen. Außerdem gab es innen viele kleine Buddha-Statuen, Orte für Gebete und natürlich den unvermeidlichen Souvenir-Shop (wieder ohne Postkarten)! Ich muss unbedingt mal Dorji fragen, wie der Ausflug für ihn war. An sich wurde die Statue aus Glaubensgründen errichtet - aber letztendlich wird doch nur wieder Geld gemacht mit Millionen von kleinen Buddha-Souvenirs... Aber ich muss es einfach noch mal sagen: Der Anblick war beeindruckend!

So hatte ich am Samstag schon sehr viel gesehen, als ich mich dann auf den Weg nach Tokyo gemacht habe, um dort Heiko zu treffen. Wir hatten ein Hotel irgendwo zwischen den Stadtteilen Ueno und Asakusa und haben gleich am Abend noch einen Spaziergang gemacht, um Tokyo bei Nacht zu erkunden. Dabei haben wir auch gleich ein paar "japanische" Fotos gemacht (soll so viel bedeuten wie "immer möglichst fröhlich winken" und alles fotografieren, was auch nur im entferntesten "かわいい" (kawaii) = niedlich ist...) ;-)

Auf der Azuma-Brücke über den Sumida River
Nachts um 10 im Donut-Laden

 
















Außerdem hab ich so zum zweiten Mal an diesem Tag den 634 Meter hohen Tokyo Sky Tree gesehen, und diesmal sogar aus nächster Nähe und nicht aus 50 Kilometern Entfernung! 


Unter dem Tokyo Sky Tree bei Nacht
Ach so, das muss ich unbedingt dazu sagen: Heiko hatte die Idee zu diesem Foto, hat es geschossen und alle Rechte der Verwendung ;-) ...hoffentlich darf ich das nun so hochladen xD

Oben auf dem Sky Tree waren wir aber noch nicht. Diese kostspielige Angelegenheit lohnt sich eigentlich nur an einem richtig klaren Tag. Und dann muss man sich wahrscheinlich einen Klappstuhl für die Warteschlange mitbringen...

Bei unserem nächtlichen Spaziergang haben wir viel Schönes gesehen, aber auch die Schattenseiten der Großstadt. Unter den Brücken und in vielen dunkleren Ecken der Parks stehen große Buden aus Pappkartons, die den Obdachlosen als Wohnraum dienen. Vor einer Behausung hatte der Bewohner sogar seine Schuhe ausgezogen. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast schmunzeln...Tokyo ist eben auch nicht nur eine Touristenstadt.














Chinesischer Panda
Nach dem langen erlebnisreichen Tag haben wir ganz ruhig zu zweit in meinen Geburtstag reingefeiert. Danke, dass du extra nach Tokyo gekommen bist, Heiko! Sonst wäre ich wohl sehr einsam gewesen an diesem Tag! Aber so konnte ich das herrliche Wetter bestens genießen und wir haben mir zusammen einen Wunsch erfüllt...Wir waren im Zoooooooooooooooooooooooooo :-) Genauer gesagt im Ueno Zoo, der zwischen vielen Tempeln und anderen Attraktionen im Ueno Park liegt. Am meisten wird mit den Chinesischen Pandas geworben. Um die zu sehen, muss man in einer geordenten Reihe im Gleichschritt am Gehege vorbei laufen...Ich hab mal ein Foto für euch gemacht, damit ihr euch nicht extra anstellen müsst ;-)


Fontänen im Park
Wir haben sehr viele interessante und vor allem große Tiere gesehen. Aber ein bisschen sieht man schon, dass es Japans ältester Zoo (anno 1882) ist. Viele Gehege sind "abgewohnt" und schmutzig. So richtig gut hatten es eigentlich nur Löwen, Tiger und Gorillas.

Im Ueno Park selbst kann man auch schön spazieren gehen. Bestimmt haben wir Vieles noch gar nicht entdeckt.

Aber wir hatten uns für den Tag auch noch eine weitere Sehenswürdigkeit vorgenommen, den Sensō-Tempel.


 
Hōzō-Mon (Tor) vor dem Tempel in der Abenddämmerung

Dieser Tempel ist der älteste Tempel in Tokyo. Bereits in einiger Entfernung geht man zunächst durch das Kaminari-Mon, welches auf die Nakamise-Dori führt. Das ist ein langer Weg, der von vielen Souvenir-Buden gesäumt wird. An dessen Ende steht dann das Tor vom Bild, welches an seinen Wächtern vorbei zur Haupthalle führt. Vor dieser standen die Leute Schlange, um ihre Gebete zu sprechen.

Laternen-Umzug
Leider wurde es dann sehr schnell dunkel, sodass wir nicht mehr alle Details sehen konnten. Dafür haben wir aber eine Parade erlebt, die nur bei Dunkelheit möglich war. Dabei haben alle große Laternen getragen und außerdem zu einer Flötenmelodie begleitet von Schellenringen eine Art Singsang veranstaltet. Ich hab gerade rauf und runter gegoogelt, aber leider noch immer nicht heraus gefunden, ob das jeden Abend um 18 Uhr stattfindet oder vielleicht jeden Sonntag oder ob gestern irgendein besonderer Feiertag war...dafür waren aber eindeutig zu wenige Menschen da! Viele schien das gar nicht richtig zu interessieren. Also ist es wohl nichts Besonderes gewesen...Wenigstens wir haben aufmerksam zugeschaut! :-) Bei uns sieht man schließlich nicht alle Tage große beleuchtete Drachen durch die Straßen ziehen.



So, und da es nun bei mir schon wieder Schlafenszeit ist und ich nach dem Wochenende ziemlich erschöpft bin, fällt mir heut kein geistreiches Ende ein...also einfach Tschüss, bis zum nächsten Eintrag ;-)

Montag, 15. Oktober 2012

Schnell wie der Wind 15.10.2012

So richtig für Sport begeistern kann ich mich ja nicht... Trotzdem wollte ich gern mal selbst sehen, was Saki am japanischen Bogenschießen, genannt Kyūdō, gefällt. Daher bin ich am Donnerstag mit zum Training gegangen. 

Kyūdō-Schützen
Alles läuft sehr zeremoniell ab. Vor und nach dem Schießen verbeugen sich die Schützen in Richtung eines kleinen, eigens für diesen Zweck in der Halle errichteten Schreins. Die Halle selbst ist an einer Seite nach draußen hin geöffnet. Von dort werden die Pfeile auf die 28 Meter entfernte, 36 Zentimeter große Zielscheibe geschossen. Klingt einfach, ist es aber gar nicht! Zum einen wird nicht "einfach" geschossen, sondern nach einem ganz bestimmten gemächlichem Bewegungsablauf vorgegangen. Außerdem ist der Bambus-Bogen 2 Meter groß und nicht gerade leicht. Und der Arm wird nicht einfach seitlich am Körper entlang gezogen, sondern so weit wie möglich gerade nach hinten. Der Schuss selbst erfolgt im Stehen, aber die Pose vom Bild gehört mit zum Ablauf, sodass für einen einzigen Schuss so schätzungsweise 3 Minuten gebraucht werden...

Meine Meinung?! Ich muss sagen, dass das Zuschauen wirklich spannend war! Ich bin total fasziniert, wie genau alle die Vorgaben kennen und sich daran halten. Das hat schon etwas sehr Ehrfürchtiges. Aber ich glaub, mein Lieblings-Sport wird's trotzdem nicht. Vermutlich werde ich selbst nicht schießen lernen. Ich kann mir Schöneres vorstellen als im Winter im Schnee die verloren gegangenen Pfeile zu suchen...


Selfmade-Takoyaki ohne Tako
Am Samstag haben wir im Wohnheim zum Mittag eine kleine "Party" gefeiert. Dabei haben wir selbst Takoyaki mit verschiedensten Füllungen gemacht. Nur der namensgebende Tako (Oktopus) war nicht vertreten. Aber Mentaiko (Seelachs-Rogen), Süßkartoffeln, Käse-Schinken, Thunfisch und auch Schokolade. Schokolade in Teig gebacken ist ja eigentlich sehr lecker - allerdings gehören zu richtigen Takoyaki ja auch die bereits erwähnten Fischkleinteile, getrocknete Noriblätter und vor allem Saucen wie Mayonnaise...schmeckt dann ungefähr so, wie es sich anhört... Ihr meint, ich hätte ja nicht gerade diese Mischung essen müssen? Weit gefehlt - wir haben aus der ganzen Aktion eine Art Spiel gemacht, sodass keiner vorher wusste, was sich nun in seinem Teigbällchen befindet. Und ich war wirklich der Pechvogel des Tages! Ich hatte beispielsweise Nattō. Das sind fermentierte Sojabohnen und eine japanische Spezialität...für meinen Geschmack etwas zu speziell! Die Asiaten haben das sogar richtig gern gegessen! Aber bei meiner Erdbeermarmelade-Knoblauchsauce-Füllung haben auch sie das Gesicht verzogen ;-) Das Ganze war gar nicht schwer zuzubereiten und hat echt Spaß gemacht. Aber ich musste mich dann doch verabschieden...ich hatte noch einen wichtigen Termin am Flughafen!


Shinkansen-Fahrt
Und nach einer gefühlten Ewigkeit Warten ist Heiko dann endlich aus dem Terminal gekommen! Da konnte die Reise ja beginnen. Wir sind nämlich gleich am selben Abend noch in die Shizuoka-Präfektur nach Hamamatsu gefahren - mit einem Hikari-Shinkansen, der mit guten 270h/km unterwegs ist...huuuuuuuuiiiiiiii. Daher ging die Fahrt auch ziemlich schnell und wir konnten glücklicherweise schon bald im Richmond Hotel zur Ruhe kommen.

Aber viel Ruhe hab ich Heiko nicht gegönnt - schließlich muss gegen den Jetlag angekämpft werden! Also haben wir uns am Sonntag gleich auf eine Tour durch Hamamatsu begeben. Die Stadt gilt als "Stadt der Musik", was nicht zuletzt an den unzähligen Yamaha-Logos erkennbar ist. Passenderweise war auch genau an diesem Wochenende das "Yaramaika Music Festival" mit Live-Künstlern überall in der Stadt. Und siehe da: Es gibt tatsächlich einige wenige Japaner, die zu Rock'n'Roll tanzen - es muss nur erst der King persönlich vorbei kommen...


Hamamatsu - Stadt der Musik


Rock'n'Roll Cover-Band















Auch sonst ist Hamamatsu ein wirklich schöner Ort! Die Gestaltung ist um Einiges hübscher als Kashiwa! (Im Gebiet um den Bahnhof Kashiwa ist mir ehrlich gesagt noch nichts begegnet, was sich als ästhetisches Fotomotiv geeignet hätte.) Und ich beneide Heiko ein wenig, dass in Hamamatsu viel los zu sein scheint...Aber ich will nicht zu viel erzählen - sonst bleibt gar nichts übrig, was Heiko posten kann ;-)


Mitten in Hamamatsu


Hamamatsu Castle
Aber unsere ersten gemeinsam besichtigten Sehenswürdigkeiten hier möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Ganz in der Nähe von unserem Hotel war das Schloss von Hamamatsu. Leider nicht wirklich historisch - das Gebäude wurde 1958 auf den ursprünglichen Ruinen errichtet. Von außen war es ganz hübsch anzusehen und innen drin war eine Ausstellung mit alten japanischen Rüstungen und Waffen. Allerdings war der Innenraum ansonsten nicht weiter spektakulär, nur kahle Wände und kein bauliches Dekor. Ob das nun am Baujahr liegt oder allgemein üblich ist in japanischen Schlössern bleibt noch herauszufinden... 
Von der obersten Terasse des Schlosses kann man an klaren Tagen den Fujiyama sehen. 
So viel Glück hatten wir aber leider nicht.

Direkt hinter dem Schloss war jedoch noch eine große, wunderschöne Grünanlage mit japanischem Garten. Unter anderem gab es riesige Bambusgewächse und dem Maßstab angepasste handflächengroße Spinnen *brrrrrrr* Ansonsten war die Kulisse aber malerisch - im Frühjahr muss es allerdings noch viel schöner sein!


Selbst-Auslöser sei Dank :-)

Und nun noch ein kleiner Ausflug in die japanische Logik. Solche Kleinigkeiten wie beispielsweise Busfahrpläne etc. gibt es fast ausschließlich auf Japanisch. Soll heißen: Alles in Kanji und als Nicht-Muttersprachler hat man so seine Verständnisschwierigkeiten...Aber die WIRKLICH wichtigen Dinge werden so gestaltet, dass sie auch wirklich jeder erfassen kann:


Ordnung muss sein

Leider ist das Wochenende viel zu schnell vergangen und nachdem ich Heiko heut Morgen an seinem Wohnheim abgesetzt hatte, habe ich mich wieder auf den Weg nach Minami-Kashiwa gemacht. Ein Gutes hatte die Sache aber doch. Der Fujiyama hat sich mir dann doch noch gezeigt.


Fujiyama - der höchste Berg Japans - vom Shinkansen aus fotografiert

Also:

Shinkansen fahren ☑
Fujiyama sehen ☑

Im Prinzip könnte ich nun ja eigentlich wieder nach Hause fahren...fällt mir aber gar nicht ein! :-)

Sonntag, 7. Oktober 2012

Endlich ein kleines Stück Natur 07.10.2012

Ok, streng genommen gibt es hier viel "Natur" - Natur-Katastrophen gehören ja schließlich auch dazu, oder? ;-) Meist verlaufen die aber ganz harmlos. Letzte Woche zum Beispiel ist ein kleiner Taifun über den Ort gefegt. Na ja, es hat halt viel geregnet und war ganz windig. Aber bei dem Wetter muss ich ja nicht unbedingt auf die Straße gehen! Dann ist das alles gar nicht so wild. Allerdings war es doch ein leicht befremdlicher Anblick, dass am nächsten Tag auf dem Tennisplatz die Holzbänke plötzlich mitten auf dem Spielfeld lagen... 

Eine der Bands: Riding Ground
In dieser Woche wurde an der Uni ein Band-Kontest unter dem Motto "Rock 'em all" angekündigt. Da musste ich natürlich hin! Die Musik war auch wirklich gut. Aber ich hab nicht schlecht geguckt, dass wir beim Einlass gleich brav unsere Sitzplätze einnehmen mussten...Hallo?! Wer kann denn bei Rock ruhig sitzen bleiben?! Dazu war das "Event" dann auch um 20 Uhr bereits vorbei. Abendgestaltung auf Japanisch...Da sind Chris und ich doch lieber unserer deutschen Natur gefolgt und noch ein Bier trinken gegangen. Und weil viele Läden hier bis spät nachts oder sogar rund um die Uhr geöffnet haben, konnten wir uns dann auch noch im Supermarkt mit 70-Cent Sake im Tetra-Pak versorgen. Reiswein für 70 Cent klingt komisch?! - Schmeckt noch viel komischer! Aber wir haben gute Miene zum bösen Spiel gemacht - ohne Alkohol wäre der Heimweg durch Platzregen und Gewitter wohl nur halb so lustig gewesen.


Hokkaido-Messe
Freitag stand dann ein schöner Ausflug an. Zusammen mit Theresa und Xinran bin ich wieder nach Tokyou gefahren. Xinran ist Chinesin, studiert in Jena Deutsch als Fremdsprache und macht gerade ein dreimonatiges Praktikum hier an der Reitaku, um sich mal Deutschunterricht live anzusehen.

Zuerst haben wir ein Messe besucht, bei der Spezialitäten von der Nordinsel Hokkaido verkauft wurden. Dabei gab es keineswegs nur Kürbisse, ganz im Gegenteil. Vor allem Meeresfrüchte in allen Variationen wurden angeboten, aber auch viel frittiertes Fleisch, Milchprodukte, süße Bohnen und verschiedene Getränke. Eine nette Dame wollte mir erzählen, dass man nicht betrunken wird, wenn man vor dem Alkoholgenuss ihr kleines Zaubermittelchen trinkt - dass ich aus Europa komme und wir nicht bei jedem Tropfen Alkohol sofort betrunken sind, hat sie nicht ganz verstanden... Wir haben uns dann zum Mittag für Curry-Brot und Takoyaki entschieden. Diese kleinen Teigbällchen gibts nicht nur speziell auf Hokkaido. Aber etwas abseits der Messe waren die Warteschlangen einfach kürzer. Die Bällchen sind gefüllt mit Oktopus und eigentlich auch ganz lecker. Allerdings war der Teig noch leicht roh und oben drauf werden immer jede Menge getrocknete Fisch-Kleinteile gestreut, die auf Dauer doch einen etwas penetranten Geschmack verursachen. Da war das Meloneneis zum Dessert schon schmackhafter.
Gegrillter See-Igel
Takoyaki
Frisches Melonen-Eis *yammy*

Yoyogi-Park
Unsere nächste Station war der Yoyogi-Park. Bei uns auf dem Campus gibt es zwar auch relativ viel Grün. Aber wohin man in der Stadt auch geht, ist fast alles asphaltiert und bebaut. So richtig "an der frischen Luft" fühl ich mich da nicht, wenn ich mal spazieren geh. Im Park gab es endlich mal weitläufige Rasenflächen, viele verschiedene Baum- und Pflanzenarten und ein paar - allerdings sehr schmutzige - Teiche. Dafür waren gerade ein paar Arbeiter dabei, die Blätter vom Waldboden zu fegen...Wie ihr seht, haben wir unseren Ausflug bei herrlichem Sonnenschein gemacht. Wenn es nicht gerade regnet, sind hier tagsüber teilweise noch immer fast 30°C! Bei solchem Wetter ist ein Park-Spaziergang natürlich besonders schön!

Seifenblasen-Künstler
Außerdem war zur Belustigung der Kinder einen Mann da, der die kleinen Gesichter mit riesigen Seifenblasen zum Strahlen gebracht hat. Und nicht nur die! Wir müssen wohl so fasziniert geschaut haben, dass wir es gleich selbst ausprobieren durften! Uuuuuuuiiii, Seifenblasen sind was Tolles! Dort hätte ich mich den ganzen Tag festgucken können!

Ein Riesenspaß für Klein...
...und Groß (Kommentare werden nicht entgegen genommen^^)


Allerdings liegt direkt nebem dem Yoyogi-Park der größte Shintō-Schrein Tokyous, der Meiji-Schrein. Den konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, als wir schon einmal in der Nähe waren. Shintō ist die ursprüngliche Religion Japans. Am beeindruckensten war eigentlich das riesige Holztor am Beginn des Pfades zum Schrein. 


Pfad zum Meiji-Schrein

Viele gute Wünsche
Um mal ein bisschen aus dem Reiseführer zu plaudern: Das größte der Tore ist 12 Meter hoch und aus einer 1500 Jahre alten taiwanesischen Zypresse. Der Schrein selber wurde 1920 erstmals errichtet, im zweiten Weltkrieg zerstört und dann 1958 rekonstruiert. Das Heiligtum im Inneren, das der Seele des verstorbener Kaisers Meiji gewidmet ist, darf man nicht fotografieren. Davor können die Besucher Gebete sprechen. Dabei wirft man erst Geld in ein Gefäß, verbeugt sich zwei Mal, klatscht zwei mal in die Hände und verbeugt sich noch einmal. Etwas weniger formal können für ein bisschen Geld kleine Holzplatten mit den eigenen Wünschen und Gebeten beschriftet und aufgehängt werden.

Gespendete Sake-Fässer
Außerdem spenden jedes Jahr die Alkoholproduzenten Fässer ihrer Herstellung, um dem verstorbenen Kaiser ihren Respekt zu zeigen. Na hoffentlich ist der Sake in den schönen Fässern ein anderer als der im Tetra-Pak...

Solltet ihr euch übrigens wundern, dass ihr noch keine Postkarten von mir bekommen habt: Ich hab bisher noch gar keine gesehen! Also mein Wohnort ist ja ohnehin nicht unbedingt Touristenattraktion. Aber auch in Tokyou hab ich noch keinen typischen Souvenir-Shop gefunden. Auch am Schrein gab es keine Postkarten. Ist ja auch klar, wenn das Entscheidende nicht fotografiert werden darf...Ihr dürft also weiterhin gespannt bleiben, wann es mal Post aus Japan gibt. Dafür gibt es jetzt noch ein typisches Touri-Foto ;-)

Auf einer kleinen Brücke Richtung Meiji-Schrein

Gerade bin ich nach Hause gekommen von einem Essen in sehr netter Gesellschaft. Meine Japanisch-Lehrerin aus Jena, Frau Maezono, hat ihre Familie in Japan besucht und ist gerade noch für ein paar Tage an der Reitaku. Sie und der Reitaku-Lehrer Okuno-Sensei haben uns zum Essen ausgeführt und jetzt bin ich übersatt! Das war aber auch lecker! Wir haben uns quasi einmal durch die Speisekarte probiert. Es gab zum Beispiel Sashimi (roher Fisch), frittierte Garnelen, Tintenfischringe, kleine Fische, die komplett mit Kopf und Schwanz gegessen werden, und natürlich Sushi. Fleisch war auch dabei, in Form von Hähnchen in verschiedenen Zubereitungsarten. Dazu dann noch ein bisschen Gemüse und ein leicht glibbriges, sehr süßes Dessert...Und dann hat Okuno-Sensei auch noch die Rechnung übernommen! どうもありがとうございます。 - Vielen Dank! ;-)