Mittwoch, 10. April 2013

Klassenfahrt :-) 10.04.2013

Hallöchen, ich bin es mal wieder :-) Die letzten beiden Wochen waren meine beiden letzten Ferienwochen. Ich hab mich bemüht, sie so gut wie möglich auszunutzen. Zum Beispiel hab ich einige der neuen Austauschstudenten kennen gelernt. Neben Chinesen, Taiwanesen und Koreanern sind auch Thailänderinnen, Amerikaner, weitere Deutsche und ein Venezuelaner ab diesem Semester an der Reitaku Universität. Dafür hat Dorji schon vor einigen Wochen Japan verlassen. Das find ich wirklich schade!

Eine Hanami-Veranstaltung der Uni gab es letzte Woche auch. Aber auf Grund des vielen Regens mussten wir das Ganze nach drinnen verlegen. Nun sind hier schon alle Kirschblüten verblüht bzw. abgeregnet. So richtig viel davon gesehen hab ich leider nicht... Ein Grund mehr, Japan von der Liste der Urlaubsländer noch lang nicht zu streichen^^

Berge um Tanigawa
So richtig toll war aber die Fahrt nach Tanigawa! An diesem Ort in der Gunma Präfektur steht das Reitaku-Seminarhaus. Der ganze dreitägige Ausflug war eigentlich für die neuen Erstsemesterstudenten als Kennenlernreise und Studienorientierung gedacht. Aber die Organisations-Gruppe für das Fach Deutsch wollte gern Muttersprachler dabei haben. Daher sind Peter und ich mitgefahren. Nach drei Stunden Busfahrt kamen wir, fünf Lehrer, fünf ältere Studenten und 25 Erstsemesterstudenten, die noch so gut wie kein einziges Wort Deutsch verstehen, am Seminarhaus an. Das Gebäude liegt recht hoch in den Bergen in einer tollen, bergigen Landschaft inklusive reißendem Gebirgsbach!

Untergebracht waren wir in einem als Wohnheim bezeichneten Hotel in Zwei- und Vierbettzimmern. Nur Duschen gab es im ganzen Gebäude nicht - als Bad diente lediglich ein Onsen samt Außenbecken (bzw. zwei dank Geschlechtertrennung). Ich find es ja manchmal schon merkwürdig: So schüchten die Japaner meist auch sind. Wenn es darum geht, mit lauter fremden Leuten nackig baden zu gehen, ist es plötzlich das Normalste der Welt ;-) 

Ich muss aber auch sagen, dass so ein Außenbad echt was Tolles ist! So richtig eiskalt war es draußen zwar nicht. Trotzdem ist es herrlich, abends bei ca. 10°C Außentemperatur plötzlich in warmes Wasser einzutauchen. Und tagsüber wurde man mit einem Blick über die umliegenden Berge belohnt.

Gewonnen :-)
Am ersten Tag haben wir zunächst ein paar Kennenlernspiele gespielt. Ich bezweifel, dass ich mir auch nur die Hälfte der Japanischen Namen gemerkt habe... Aber für mich war es auch viel spannender, zu beobachten, wie sich Japaner bei den einzelnen Spielen verhalten und ein paar für mich neue Sachen waren auch dabei. Witzig war, dass ich bei einem Spiel die Regeln nur gut zur Hälfte verstanden und zum Schluss tatsächlich neben einem weiteren Paar zum Gewinnerpaar gehört habe :-) Aber auch nur, weil meine gezogene Karte eine der einfachsten war und Yuuki dann erkannt hat, dass unsere Aussagen zusammen gehören...

Außerdem haben wir am Abend eine Art Speed-Dating Runde gemacht, bei der die Lehrer und Deutschen jeweils von Gruppen von Studenten über Deutschland befragt worden sind. Ich glaub, so viel Japanisch hab ich die ganzen Ferien über nicht gesprochen^^ Und versorgt wurden wir auch bestens! Neben den Deutsch-Studenten waren auch noch die Japanisch-Studenten zur Einführung im Seminarhaus. Aber ich muss sagen, dass das Essen alles andere als Massen-Mensa-Futter war! Die Betreiber haben jedes Mal für über 70 Leute ein phantastisches japanisches Essen zubereitet.

Deutschland-Liebhaber
Die Abende haben wir Älteren im Zimmer der "Senpai"-Jungs mit witzigen Gesprächen verbracht. Senpai bedeutet so viel wie älterer Student. Für die Studenten im ersten Jahr sind das also alle ab dem zweiten Jahr. Tsubasa und Suguro sind jetzt im Abschlussjahr, haben beide schon ein Jahr in Deutschland verbracht und sprechen super Deutsch. Ryota, Yuuse und das Mädchen Yuri sind jetzt im zweiten Jahr und haben ihr Auslandsjahr noch vor sich. Ab August/September geht es für die drei nach Rostock, Halle und Jena. Aber alle drei waren letztes Jahr schon mal vier Wochen zur Bauhaus-Akademie in Weimar. Und alle schienen sehr begeistert von Deutschland, mit ihren Ampelmännchen-Souvenirs und dem in Japan gekauften Jägermeister^^

Es war total witzig, sich in solch einem Sprachwirrwarr zu unterhalten! Bis auf die Sprache hab ich an diesen beiden Abenden eigentlich keine großen Kulturunterschiede bei so einem gemütlichen Zusammensein bemerkt. Aber irgendwann ist mir doch wieder bewusst geworden, dass es bei den Japanern eigentlich eine gewisse Hierarchie im Umgang miteinander gibt. Jedenfalls hat sich Tsubasa leicht übergangen gefühlt, als die Leiterin der Japanisch-Gruppe beim Frühstück eine organisatorische Frage an Yuri gestellt hat und nicht an ihn - schließlich ist er der Älteste... Ich stell mir das Leben als Japaner hier echt kompliziert vor. Uns Ausländern wird ja meist verziehen, wenn wir nicht die korrekten Anreden und höflichen Ausdrucksweisen verwenden. Aber als Japaner muss man ja im Prinzip von allen Leuten im Umfeld das Alter und den Status kennen, um richtig handeln zu können.

Vortrag über das Leben von Hiroike-sama
Ein ganz wichtiger Punkt auf dem Plan war die Besichtigung des Hauses von Herrn Hiroike. Das war ja der Gründer der Universität. Und das Seminarhaus steht in Tanigawa, weil er dort gelebt hat, als er durch Bäder in den dortigen Onsen seine Krankheiten geheilt hat... Und in seinem Haus wurde dann auch noch von älteren Studenten ein Vortrag darüber gehalten, was der ehrenwerte Hiroike-sama in seinem Leben alles gemacht hat. Das hat fast schon ein bisschen an Personenkult gegrenzt. Eines muss man ihnen lassen: Die Reitaku ist vielleicht keine Top-Uni. Aber verkaufen können sie sich gut. Und zumindest können sie sicher sein, dass wirklich jeder Student den Ursprung der Universität kennt.

"Liebesbrief" von den Erstsemestern
Außerdem gab es halt noch verschiedene Übungen für die Erstsemester, bei denen sie ihre ersten Deutsch-Erfahrungen gesammelt haben. Zum Beispiel sollten sie aus dem Deutschen entnommene Lehnwörter in der japanischen Sprache erkennen. Und dann bekamen sie noch ein deutsches Gedicht und die japanische Übersetzung und sollten zusammengehörige Wörter finden. Aus den Wörtern haben ein paar Mädels mir dann einen "Liebesbrief" geschrieben. - Wohl bemerkt, dass das vermutlich die ersten deutschen Wörter waren, die sie je geschrieben haben! Wobei, einige wussten auch schon mehr über Deutschland zu sagen als Wurst und Bier. Einer der Erstsemesterstudenten hört gern klassische Musik und Kinderlieder. Ein anderer hat mir erzählt, dass er sich für Nietzsche und Lessing interessiert. Da hat er sich ja Einiges vorgenommen!

Gruppenfoto am Fluss


Die drei Tage in Tanigawa waren auf jeden Fall nicht nur für die Studenten sehr lehrreich! Das war mal ein guter Ferienabschluss. Morgen geht nun also die Uni wieder los. Und ich freu mich schon total, weil ganz viel Neues auf mich wartet! Aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal. Tschüssi

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen