Eine Hanami-Veranstaltung der Uni gab es letzte Woche auch. Aber auf Grund des vielen Regens mussten wir das Ganze nach drinnen verlegen. Nun sind hier schon alle Kirschblüten verblüht bzw. abgeregnet. So richtig viel davon gesehen hab ich leider nicht... Ein Grund mehr, Japan von der Liste der Urlaubsländer noch lang nicht zu streichen^^
Berge um Tanigawa |
Untergebracht waren wir in einem als Wohnheim bezeichneten Hotel in Zwei- und Vierbettzimmern. Nur Duschen gab es im ganzen Gebäude nicht - als Bad diente lediglich ein Onsen samt Außenbecken (bzw. zwei dank Geschlechtertrennung). Ich find es ja manchmal schon merkwürdig: So schüchten die Japaner meist auch sind. Wenn es darum geht, mit lauter fremden Leuten nackig baden zu gehen, ist es plötzlich das Normalste der Welt ;-)
Ich muss aber auch sagen, dass so ein Außenbad echt was Tolles ist! So richtig eiskalt war es draußen zwar nicht. Trotzdem ist es herrlich, abends bei ca. 10°C Außentemperatur plötzlich in warmes Wasser einzutauchen. Und tagsüber wurde man mit einem Blick über die umliegenden Berge belohnt.
Gewonnen :-) |
Außerdem haben wir am Abend eine Art Speed-Dating Runde gemacht, bei der die Lehrer und Deutschen jeweils von Gruppen von Studenten über Deutschland befragt worden sind. Ich glaub, so viel Japanisch hab ich die ganzen Ferien über nicht gesprochen^^ Und versorgt wurden wir auch bestens! Neben den Deutsch-Studenten waren auch noch die Japanisch-Studenten zur Einführung im Seminarhaus. Aber ich muss sagen, dass das Essen alles andere als Massen-Mensa-Futter war! Die Betreiber haben jedes Mal für über 70 Leute ein phantastisches japanisches Essen zubereitet.
Deutschland-Liebhaber |
Es war total witzig, sich in solch einem Sprachwirrwarr zu unterhalten! Bis auf die Sprache hab ich an diesen beiden Abenden eigentlich keine großen Kulturunterschiede bei so einem gemütlichen Zusammensein bemerkt. Aber irgendwann ist mir doch wieder bewusst geworden, dass es bei den Japanern eigentlich eine gewisse Hierarchie im Umgang miteinander gibt. Jedenfalls hat sich Tsubasa leicht übergangen gefühlt, als die Leiterin der Japanisch-Gruppe beim Frühstück eine organisatorische Frage an Yuri gestellt hat und nicht an ihn - schließlich ist er der Älteste... Ich stell mir das Leben als Japaner hier echt kompliziert vor. Uns Ausländern wird ja meist verziehen, wenn wir nicht die korrekten Anreden und höflichen Ausdrucksweisen verwenden. Aber als Japaner muss man ja im Prinzip von allen Leuten im Umfeld das Alter und den Status kennen, um richtig handeln zu können.
Vortrag über das Leben von Hiroike-sama |
"Liebesbrief" von den Erstsemestern |
Außerdem gab es halt noch verschiedene Übungen für die Erstsemester, bei denen sie ihre ersten Deutsch-Erfahrungen gesammelt haben. Zum Beispiel sollten sie aus dem Deutschen entnommene Lehnwörter in der japanischen Sprache erkennen. Und dann bekamen sie noch ein deutsches Gedicht und die japanische Übersetzung und sollten zusammengehörige Wörter finden. Aus den Wörtern haben ein paar Mädels mir dann einen "Liebesbrief" geschrieben. - Wohl bemerkt, dass das vermutlich die ersten deutschen Wörter waren, die sie je geschrieben haben! Wobei, einige wussten auch schon mehr über Deutschland zu sagen als Wurst und Bier. Einer der Erstsemesterstudenten hört gern klassische Musik und Kinderlieder. Ein anderer hat mir erzählt, dass er sich für Nietzsche und Lessing interessiert. Da hat er sich ja Einiges vorgenommen!
Gruppenfoto am Fluss |
Die drei Tage in Tanigawa waren auf jeden Fall nicht nur für die Studenten sehr lehrreich! Das war mal ein guter Ferienabschluss. Morgen geht nun also die Uni wieder los. Und ich freu mich schon total, weil ganz viel Neues auf mich wartet! Aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal. Tschüssi
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