Montag, 10. September 2012

Hallo aus Japan 10.09.2012

Hallo liebe Leute,

nach ein paar anfänglichen Schwierigkeiten habe ich nun eigenes Internet in meinem Wohnheim und kann euch ausführlich berichten...am besten von Anfang an :-)

Mein Flug von Berlin nach Kopenhagen ist mit ein paar Minuten Verspätung gestartet, ging aber sehr schnell vorbei. Ist schon beeindruckend, wie dicht Deutschland und Dänemark auseinander liegen, wenn man aus 10 000 m Höhe aus dem Fenster schaut ;-) Die 11 Stunden bis Tokyo waren dann schon etwas länger, aber dank Filmen, annehmbaren Essen und ein bisschen Schlaf gar nicht so schlimm. Außerdem war ich ja nicht allein, sondern mit Chris und Theresa aus Jena gemeinsam unterwegs, die auch mit mir den Sprachkurs an der Reitaku Universität machen werden.


Chika, Yukina, Natsuki und Rena
In Japan angekommen mussten wir direkt Fingerabdrücke und ein Foto machen lassen und haben einen japanischen Ausweis für unseren Aufenthalt bekommen. Am Ausgang wurden wir von diesen vier netten Reitaku-Studentinnen in Empfang genommen.

Chika war schon ein Jahr in Jena und wir haben uns sehr gefreut, gleich ein bekanntes Gesicht zu sehen. Die vier haben sich am ersten Tag rührend um uns gekümmert. Zunächst mussten wir natürlich erstmal mit Zug und Bus zur Uni fahren. Dafür haben wir uns gleich eine "Suica" gekauft. Das ist eine Art elektronischer Prepaid-Fahrschein, mit dem man im Großraum Tokyo fahren kann. Ist auf jeden Fall einfacher, als jedes Mal ein Ticket zu ziehen.

Die Uni liegt übrigens in "Minami-Kashiwa", also im Süden der Stadt Kashiwa. Wenn man bei Google Maps "Reitaku University" eingibt, findet man sie ungefähr hier ;-)



Momentan sind tagsüber über 30°C und nachts nicht weniger als 20°C. Eigentlich wie im Paradies! :-) Nur leider ist es auch sehr sehr stickig. Und überall laufen die Klimaanlagen auf Hochtouren. Zum Glück bin ich bisher von Erkältungen verschont geblieben.

Die Klimaanlage in meinem Zimmer im Wohnheim war schon eine der ersten Herausforderungen. Die Fernbedienung dafür weist natürlich nur japanische Schriftzeichen auf. Ich probier halt immer ein bisschen rum und stelle sie ständig an und aus. Aber da geht schon mal was schief. Gestern hab ich mir sagen lassen müssen, dass ich die Einstellung "heizen" aktiviert hatte :-) na ja, da muss ich wohl doch mal das Wörterbuch bemühen...


Frauenwohnheim
Das Wohnheim ist ziemlich alt und abgewohnt. Ehrlich gesagt hab ich im ersten Moment gedacht "zum Glück kann ich hier kostenlos wohnen - dafür Geld zu nehmen wäre eine Frechheit". Auf den zweiten Blick ist's gar nicht so schlimm. Mir wurde heute erklärt, dass der Putzplan erst gilt, wenn das Semester beginnt...es kann also sein, dass ich tatsächlich irgendwann in der Küche kochen kann ohne vorher zu desinfizieren ;-) Aber die Mädels hier sind alle total nett! (Natürlich nur Mädels, Männer sind streng verboten!) Es gibt  lange Flure mit vielen Zimmern hintereinander und jeweils acht Zimmer gehören zu einer Einheit, die sich die Küche teilt. Bisher habe ich von meinen "Mitbewohnern" Miki und Hazuki aus Japan, Li aus China und Tei aus Taiwan kennengelernt. Auch von anderen Fluren haben mich schon ein paar Mädchen begrüßt und eine hat sogar Kuchen mitgebracht, den ihre Mama ihr gebacken hat. Alle sind sehr sehr hilfsbereit! Mit Li und vier anderen teile ich nun den Internetanschluss und wenn ich Glück habe, kann ich von Hazuki ein altes Prepaid-Handy kaufen. Ich muss mich selbst um das alles kümmern und natürlich auch bezahlen. Und - mal abgesehen davon, dass ich selbst kaum ein Wort verstehe, was schnell gesprochen wird und auf die Übersetzung meiner Begleiter angewiesen bin - im Handyshop wird einem weisgemacht, dass es keine Prepaid-Handys gibt, und alle Verträge laufen natürlich gleich zwei Jahre...Da sag noch einer, die Japaner sind immer so zuvorkommend zu allen -.- Jedenfalls bin ich froh, wenn ich erstmal alles Organisatorische geregelt habe. Momentan hab ich verschiedene Einführungsveranstaltungen. Die Campus Orientation auf Englisch war ok, aber als die Wohnheimregeln auf Japanisch erklärt wurden, hat irgendwas in meinem Kopf die ganze Zeit "むずかしです。" gesungen ("Es ist schwierig.")...

Nebenbei habe ich aber auch viel Freizeit und war schon mehrfach im Stadtzentrum zum Einkaufen (Nein, ich war noch nicht shoppen!) Wie erwartet ist alles ziemlich teuer. Ich hab tatsächlich für 2 Äpfel ca. 4,30€ bezahlt! Dafür sind sie wenigstens groß und lecker... Zum Glück gibt es einige Läden der Kette "Daiso", also 1€-Läden. Zumindest sagen alle 100Yen-Shop, wobei nach Steuerzuschlag jeder Artikel 105Yen kostet...das ist zwar nicht die Welt, aber es geht ums Prinzip! ;-) Dort bekommt man keine Lebensmittel wie im Supermarkt, aber sonst so ziemlich alles von Schreibwaren über Toilettenartikel bis hin zu Gartenzubehör. Mit den japanischen Lebensmitteln hab ich mich noch nicht vertraut gemacht. Bisher hab ich fast nur bekannte Sachen gekauft, z.B. Bananen, Toast und Activia-Joghurt (vier Becher für ca. 3,30€). Getränke kann man an jeder Straßenecke aus dem Automaten ziehen. Bisher hatte ich Glück mit meiner Wahl. Chris hatte gestern allerdings einen "Milk Tea", der ganz stark denselben Geruch hat wie Shishawasser, wenn man es nach 2 Tagen auskippt...hat meiner Meinung nach aus so geschmeckt. Zusammen mit den vier Japanerinnen waren wir am Freitag auch gleich in einem Restaurant essen. Ich hatte eine Art Ingwer-Schweinefleisch auf Salat mit Reis, Suppe und anderen Salatbeilagen. Immerhin hab ich mich beim Essen mit Stäbchen nicht blamiert! ;-) Dafür hab ich eine Weile gebraucht, um zu verstehen, dass man nur Softdrinks bezahlen muss und Wasser kostenlos ist. Kostenlos? Wo gibt's denn sowas??? Der größte Zufall war, dass im Restaurant am Nebentisch Miho saß! Miho war ebenfalls ein Jahr in Jena und wir waren echt verblüfft, als wir uns so plötzlich gesehen haben in der 400 000 Einwohner Stadt. Sie wird bald auch ins Wohnheim ziehen und meine Tandempartnerin in Deutschland, Saki, soll wohl sogar auf die selbe Etage ziehen. Immerhin bin ich nicht ganz allein.

Bis auf den Weg zum Bahnhof und zurück hab ich noch nicht viel gesehen, also auch noch nichts "typisch" Japanisches. Das einzige war der kleine Tempel. Schade nur, dass er mitten in der Stadt zwischen Häusern und Strommasten verschwindet. Dafür sind anders als in Deutschland die Gullideckel hübsch mit Blumen verziert :-) Chika hat mir erzählt, dass jede Stadt eine Blume oder eine Baum als eine Art Wahrzeichen hat.



Soviel zu meinen ersten Eindrücken.  じゃあまた。 - Bis dann, eure Caro ;-)

2 Kommentare:

  1. Hallo Caro, danke für den Link für diesen schönen Blog von dir. Ja die Kulturen sind schon sehr verschieden, das stellt man hier in Jeddah auch schnell fest...

    Ich lebe hier wie alle westlichen Mitarbeiter in einem Compound, was mit hohen Mauern und bewaffneten Soldaten ziemlich sicher erscheint. Dort drin hat man annähernd europäische Verhältnisse und kann sich frei bewegen. Es gibt mehrere Pools, viele Sportanlagen, Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants. Wir wohnen zu dritt in einem Haus mit Wohnzimmer und 2 Bädern und Küche. Man fühlt sich ähnlich wie in einer Ferienanlage in der Türkei. Alles in allem sehr angenehm, gerade wenn man bei Sonnenuntergang so am Pool liegt kommt Urlaubsfeeling auf. Die Temperaturen sind aber Tagsüber noch viel zu heiß (ca. 42°) um irgendwas anderes zu machen, als sich drin aufzuhalten. Erst gegen 18 Uhr wird es angenehmer bei nächtlichen 32°C.

    Außerhalb hat man dann schnell die "richtige" Kultur vor Augen: Viele Baustellen (meist halbfertig), Müll überall, Verkehr ohne Ende und natürlich nur vermummte Frauen. Die dürfen hier nichts arbeiten und sind sonst auch kaum zu sehen. Die Drecksarbeit (Fäkalien auspumpen, Baustelle, Taxi, Putzen...) machen hier alles asiatische Gastarbeiter, die ausgebeutet werden. Wir "Business Man" haben da schon einen priviligierteren Status. Die einheimischen Leute hier im Office am Flughafen lassen es sehr ruhig angehen, was das Arbeiten betrifft. Überhaupt zählt hier nicht Leistung sondern Kontakte. Das hier im Land überhaupt was läuft, ist nur dem Geld zu verdanken, was hier für Behörden überhaupt keine Rolle zu spielen scheint. Der Flughafen zumindest wäre bei uns schon 10 mal Pleite, hier ist aber alles so miteinander verflochten, dass keiner die Rechnungen bezahlt, falls sie überhaupt gestellt werden. Wir haben daher hier jede Menge zu tun, die Menschen erst einmal von den Vorteilen einer ordentlichen Buchhaltung zu überzeugen. Mit Dubai oder Abu Dhabi kann man das hier nicht vergleichen, die haben sich schon wesentlich weiter entwickelt.

    So das war erstmal so einiges was mir einfällt, ich werde mich wieder melden. Liebe Grüße

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Caro,

    Japan war schon echt eine muige Entscheidung, ich hab mir gestern mit Maria überlegt, ob ich mich irgendwo sonst allein hilfloser fühlen würde. Ich kann nachvollziehen wie das ist, war ja auch schon mehrfach weg. Toll auch, wenn Leute nicht nur Feel-good-Austausch in Australien, USA etc. machen. Alles Gute! Deutsches Brot schätzt man erst, wenn man's nicht mehr hat.. ;)

    AntwortenLöschen