"Kommt, lasst uns bei Nacht auf einen 3776 Meter hohen Berg steigen." - Von zu Hause aus klingt das ja noch ganz harmlos - aber wenn man dann erstmal auf dem Weg ist, sieht das ganz schnell anders aus! Dennoch: Ich habe es vollbracht! Ich war auf dem Mt. Fuji, dem höchsten Berg Japans!
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Motivierte Bergsteiger |
Letzte Woche Samstag haben wir zu acht das Abenteuer gewagt. Wie im Reiseführer empfohlen, haben wir abends den letzten Bus aus Tokyo zur fünften Bergstation genommen, um bis zum Sonnenaufgang den Gipfel zu erreichen. Um 22 Uhr ging der Aufstieg los. Ganz schnell haben wir gemerkt, dass sich regelmäßiges Sporttreiben tatsächlich auszahlt. Da Lars, Daniel und Chris nicht so schnell außer Atem waren wie wir restlichen fünf, haben wir uns nach den ersten wenigen Höhenmetern getrennt.
Der Aufstieg bei Nacht mit Taschenlampe in einer Hand gestaltet sich natürlich nicht ganz einfach. Wobei ich nicht behaupten möchte, dass ich es tagsüber mit links geschafft hätte. Teilweise gibt es tatsächlich recht angenehme Wege oder Treppenstufen. Aber im Gegensatz dazu gab es auch einige Stellen, an denen wir uns unter Einsatz von Händen uns Füßen hoch bewegen mussten. Dass in derselben Nacht eine gefühlte Million Menschen, zur Hälfte Japaner und zur Hälfte anderer Herkunft, mit uns unterwegs waren, machte es nicht besser. Manchmal standen wir tatsächlich regelrecht im Stau! Und es hat ganz schön an den Körperkräften gezehrt. Ich selbst hab zwar die Sauerstoffarmut nicht so sehr gespürt. Trotzdem gab es einige Situationen, in denen ich gern ein Taxi gerufen hätte^^ Tja, dazu besteht nun wirklich keine Chance am Berg. Und ein Zurück gibt es auch nicht. Wohin hätte man bei Nacht auch gehen sollen? Und allzu lang sitzen bleiben ist bei winterlichen Höhentemperaturen auch keine gute Idee. Vielleicht war es ganz gut, dass wir bei Nacht die noch vor uns liegende Strecke nicht ausmachen konnten. Die vielen kleinen wandelnden Taschenlampenlichter viel, viel weiter oben waren schon zermürbend genug.
Natürlich war es neben aller Anstrengung auch eine außergewöhnlich tolle Erfahrung, zum ersten Mal in meinem Leben einen hohen Berg zu besteigen. Und der Aufstieg bei Nacht hat es noch einmal zu etwas ganz Besonderem gemacht. Erinnert ihr euch an die Szene im König der Löwen, in der Mufasa dem kleinen Simba erklärt, dass alle Sterne am Himmel unsere Vorfahren sind und auf uns aufpassen? Je näher ich dem Sternenhimmel in dieser Nacht gekommen bin, umso mehr kam es mir vor, als hätte er recht!
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Die Sonne geht auf! |
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Langsam wird es Tag |
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Stau am Gipfel |
Der Sonnenaufgang war so gegen 4.30 Uhr morgens. Ganz bis zum Gipfel haben wir es bis dahin leider nicht geschafft. Denn auf den letzten 500 Metern stauten sich wirklich so viele Leute, dass es manchmal minutenlang nicht vor- und rückwärts ging. Glücklicherweise verläuft der gesamte Aufstieg aber an der Ostseite des Berges, sodass wir trotzdem Beobachter einer wundervollen Szenerie in tollen Farben werden konnten, als die Sonne hinter den Wolken aufging. Und als wir fünf nach ungefähr sechs Stunden, unzähligen Pausen und noch viel mehr Flüchen dann zusammen mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages oben angekommen waren, waren wir natürlich unheimlich stolz!
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Ein unglaublich tolles Gefühl! |
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So sieht es nach sechs Stunden Bergsteigen aus :-) |
Unsere drei Sportskanonen haben wir nicht mehr wieder gefunden. Später haben wir erfahren, dass die drei noch viel mehr im Stau gestanden haben als wir und daher so durchgefroren waren, dass sie nach ihrer Ankunft schon bald wieder hinabstiegen. Wir haben zunächst in einem kleinen Häuschen gegessen und geruht. Und dann wollte ich unbedingt den Berg erkunden! Zum einen waren wir zwar oben, am Rande des Kraters des inaktiven Vulkans, angekommen. Aber der höchste Punkt befindet sich genau auf der entgegengesetzten Seite. Und zum anderen wollte ich natürlich jeden Augenblick auskosten, wenn ich schon ein Mal in meinem Leben auf dem Mount Fuji bin!
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Erschöpft aber glücklich! |
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Am Krater des inaktiven Vulkans |
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Ayaka und ich |
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Zusammen haben wir durchgehalten bis oben! |
Henry mit seinem Asthma war so erschöpft, dass wir ihn an der Station zurückgelassen haben und uns zu viert aufgemacht haben, um den Krater zu umrunden. Der ist übrigens gar nicht tief und besteht nur aus Sand und Felsen. Und es lag auch nur noch ganz vereinzelt ein bisschen Schnee.
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Von oben sieht es gar nicht so weit aus... |
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Kleines Fotoshooting auf dem Berg |
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Über den Wolken... |
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Schneereste am Kraterrand |
Sobald die Sonne dann draußen war, wurde es schnell recht gemütlich. Ich hab natürlich auch einen schönen Sonnenbrand im Gesicht bekommen. Ehrlich gesagt hatte ich sogar Sonnencreme dabei - ich hab mich nur von oben bis unten so staubig gefühlt, dass ich mir nicht noch Creme ins Gesicht schmieren wollte. Nun ja, die angenehmen Temperaturen hatten ihren Preis. Nach ca. 100 Metern Weg ist unser frisch gebackenes Pärchen beim Pausieren in der Sonne am Wegrand eingeschlafen :-) Da waren's nur noch zwei. Aber Phil und ich können nun immerhin von uns sagen, dass wir es tatsächlich bis zum höchsten Punkt Japans geschafft haben! Darauf Prost!
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Auf die fleißigen Bergsteiger ein Prost! |
So gegen halb 11 oder 11 sind wir dann zu viert wieder hinabgestiegen. Henry hatte eigentlich auf uns warten sollen, war jedoch allein voraus gegangen. Die Strafe folgte auf dem Fuße: Der Gute hat sich verlaufen und ist auf der entgegengesetzten Seite des Berges gelandet^^ Wir vier haben auch einen etwas anderen Rückweg genommen als beim Aufstieg. Dieser war weniger steil, aber extrem sandig und nach einer durchgemachten Nacht nicht weniger anstrengend. Zum Schluss hatten wir noch unglaubliches Glück, dass wir auf Grund kurzfristiger Absagen alle vier noch Platz im letzten Bus zurück nach Tokyo fanden, der dann allerdings noch eineinhalb Stunden im Stau stand...
27 Stunden, nachdem ich mein Wohnheim verlassen hatte, war ich endlich wieder zurück und konnte in mein Bett fallen, um erstmal 15 Stunden zu schlafen. Alles in allem bin ich so froh, dass ich zusammen mit ein paar guten Freunden diese Erfahrung machen durfte! Aber ehrlich gesagt, wüsste ich nicht, ob ich es noch ein zweites Mal machen würde. Jetzt wo ich weiß, was mich wirklich erwartet ;-) Ich glaube, ich bin einfach nicht zum Bergsteigen gemacht. Anerkennend und ein bisschen beschämt muss ich gestehen, dass teilweise die nicht wenigen Kinder, vielleicht gerade sieben oder acht Jahre alt oder sogar noch jünger, eine bessere Figur als wir alle gemacht haben^^
Neben diesem großartigen Ereignis gab es natürlich noch viele weitere kleine, schöne Dinge in der letzten Zeit. Beispielsweise war ich das erste Mal in Akihabara, der "Electric-Town" in Tokyo. Außerdem ist dies der Ort mit den meisten Maid Cafés - und mit vielen fragwürdigen Läden. Ok, wenn ein DVD-Shop von Stockwerk zu Stockwerk pornografischer wird, ist das ja noch halbwegs nachvollziehbar. Die Filmchen gibts ja überall. Allerdings war es im Manga-Laden nicht anders! In Japan sind die meisten Comics nicht wirklich für Kinder. Jedenfalls waren in allen Läden die Kunden ausschließlich Männer im besten Alter...
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Akihabara |
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Meine Kapsel ;-) |
In Akihabara hab ich auch mal die Erfahrung gemacht, in einem Kapselhotel zu schlafen. Das Zimmer besteht lediglich aus einer Matratze, ein bisschen Ablagefläche, einem TV an der Wand und einem kleinen Schließfach, weil es statt einer richtigen Tür nur eine Plaste-Schiebetür gibt. Alles natürlich schön getrennt nach Frauen und Männern. Damit sich wirklich keiner vertut, gab es direkt neben der Rezeption Fahrstühle für Frauen und Fahrstühle für Männer, die nur in den entsprechenden Stockwerken hielten. Phil hat die ganze Zeit gesagt, er fühlt sich wie im Gefängnis auf den dunklen Gängen. Ok, die braune Pyjama-Kombi, die statt des üblichen Yukata bereitlag, erinnerte schon ein bisschen an Sträflingskleidung^^ Aber solange man sich von Umgebungsgeräuschen nicht stören lässt, kann man schon ganz gemütlich dort schlafen.
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Danke, Giryang! |
Außerdem geht nun langsam die Zeit los, in der wir uns alle verabschieden müssen. Am Donnerstag hat Giryang für uns drei heimkehrenden Deutschen und die Japaner, die bald ins Ausland gehen, eine Abschiedsparty veranstaltet. Wir waren in einem Pub und Giryang hatte sogar einen ganz tollen Kuchen mitgebracht. Ich glaub, die nächsten Wochen werden für sie emotional sehr anstrengend, weil sie die Abreise aller ziemlich mitnimmt. Und wenn so eine süße kleine Koreanerin vor einem steht und heult, ist es ganz schwer, nicht auch anzufangen... Oh man, mir wird Japan echt fehlen! Vor allem natürlich die Leute und auch die typischen Dinge, die es bei uns so nicht gibt. Nach dem Pub-Besuch haben wir zum Beispiel noch mal alle zusammen Purikura geschossen und waren Karaoke singen. Lustig war's :-)
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Farewell-Party |
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Eine ganz normale Zugfahrt...^^ |
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Purikura mit 11 von 12 Klassenmitgliedern |
Freitag stand dann das Abschiedsessen mit meiner Klasse und zwei Lehrern an, bevor wir nächste Woche jeden Tag Prüfungen schreiben müssen. Auch danach haben wir noch Purikura geschossen und Henry und ich sind danach wieder zu den anderen in einer Izakaya was trinken gegangen. Ich hab das Gefühl, in meinen letzten zwei Wochen hier werde ich mehr Bars kennen lernen als in der gesamten bisherigen Zeit ;-)
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Essen mit der Klasse und den Lehrern |
Gestern war noch ein großes Event geplant, das "Hanabi Taikai" in Asakusa. Das ist ein Feuerwerk-Fest, bei dem etwa zwei bis drei Stunden lang der Himmel über Tokyo leuchtet. Weil Henry noch vom letzten Jahr wusste, dass die Plätze am Sumida River recht begrenzt sind, sind Lars und er schon morgens um 9 nach Tokyo gefahren und haben für alle Plätze reserviert. Ich selbst und alle anderen sind so gegen 5, halb 6 eingetroffen. Als dann das Feuerwerk losging, was es entgegen aller Erwartung nicht direkt über dem Sky Tree in unserem Sichtfeld, sondern links und rechts davon, jeweils von Bäumen bzw. einer Bahnbrücke verdeckt, sodass wir nicht wirklich viel sehen konnten. Aber lange dauerte es ohnehin nicht. Für den Abend war Regen angesagt geworden - aber weil das der Wettervorhersage der letzten Wochen entsprach und es nie wirklich geregnet hat, haben wir alle das nicht so ernst genommen bzw. auf das Beste gehofft. Die ersten kleinen Tropfen waren harmlos. Noch während wir überlegten, ob wir es drauf ankommen lassen und bleiben sollen, verwandelte sich das ganze in eine mittlere Katastrophe mit Platzregen und Gewitter. So schnell wie möglich flohen wir inmitten der Menschenmassen Richtung U-Bahn-Station, die allerdings geschlossen war, vermutlich um gefährliches Gedränge zu vermeiden. Unterwegs wurden wir alle voneinander getrennt. Ich hab zusammen mit Lars, Giryang und einem anderen Koreaner Unterschlupft in einem überdachten U-Bahn-Station-Eingang gefunden. Und als der ohnehin durchnässte Lars dann noch Wein besorgt hatte, war es eigentlich ganz witzig.
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Hanabi Taikai |
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In unserem Unterschlupf |
Irgendwann haben Henry und Phil uns gefunden, wir sind zusammen zurück nach Minami-Kashiwa gefahren und dann zusammen mit allen anderen Rückkehrern - na was wohl - in eine Izakaya gegangen^^ Dort haben wir dann zum letzten Mal mit Lars angestoßen, den wir leider heute schon verabschieden mussten...Auf mich kommt das ja auch bald zu...
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Ein letztes Prost gemeinsam mit Lars! |
So, nun habt ihr Einiges zum Lesen gehabt. Es kann durchaus sein, dass dies nun vorerst der letzte Eintrag bleiben wird, da ich ab morgen vermutlich keinen Internetzugang in meinem Zimmer mehr habe. Ich darf auf die letzten eineinhalb Wochen noch einmal in mein altes Wohnheim umziehen -.- Manchmal ist die japanische Logik einfach unheimlich unlogisch!
Nichtsdestotrotz, solbald ich kann, werd ich meine Geschichten hier vervollständigen.
Und dann bin ich ganz bald wieder bei euch! :-*
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